Thai-Revanchist

PERSONALIE

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Suthep Thaungsuban, ist Gesicht und Stimme der Demokratischen Partei in Thailand und damit der Opposition, seit vor zwei Jahren die Wahl verlorenging. Suthep sinnt auf Revanche. Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra lieferte Anfang des Monats mit dem lauten Nachdenken über eine mögliche Amnestierung ihres Bruders die Gelegenheit zum Angriff, Suthep war sofort bereit zur Attacke.

Seit dieser Woche ist Schluss für den inzwischen 64-Jährigen mit dem parlamentarischen Firlefanz. Aus dem ehrwürdigen Herrn mit gedecktem Anzug, Krawatte und biederer Brille wurde die rasende Furie gegen den gesamten Shinawatra-Clan mit Thaksin Shinawatra an der Spitze. Der Bruder der Regentin war selbst Ministerpräsident, wurde 2006 aber gestürzt und wegen Korruption verurteilt. Der Gedanke Yinglucks, ihren exilierten Bruder zu amnestieren, genügte Suthep als Anlass, die nur allmählich zuwachsenden Gräben in Thailand zwischen Anhängern und Gegnern Shinawatras erneut aufzureißen.

Bangkoker Korrespondenten berichten, dass Suthep den meisten Thais in weißer Paradeuniform erinnerlich sein dürfte, abgehoben und einigermaßen volksfern. Jetzt zeigt er sich als Barrikadenkämpfer »für die Interessen des Volkes«, stand beim Sturm auf die Ministerien an vorderster Front und schwor vor laufenden Kameras, notfalls »im Staub der Straße für die Freiheit zu sterben«.

Klingt verwegen, ist aber wohl nicht wörtlich zu nehmen. Der Mann hat auch eine Menge Materielles zu verlieren. Nach dem Studium in den USA investierte er zu Hause in Betriebe zur Verarbeitung von Garnelen und Palmöl und wurde einer der wohlhabendsten Thais, allerdings noch deutlich hinter der superreichen Shinawatra-Sippe.

Diese hat bereits erlebt, dass mit Suthep ein Dialog kaum möglich ist. Als ihre Anhänger 2010 in ähnlicher Weise demonstrierten, soll es Suthep - damals Vizepremer - gewesen sein, der dem Militär Schießbefehl erteilte. Die Opferzahlen gingen damals in die Hunderte.

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