Im Land der Riesenkarpfen

Der warme Sommer hat den Fischzüchtern besonders dicke Tiere beschert - ein Bericht aus dem Nordosten

  • Birgit Sander, Neustadt-Glewe
  • Lesedauer: 3 Min.
Karpfen kommen bei vielen Deutschen traditionell zu Weihnachten oder Silvester auf den Tisch. In der Lewitz (Mecklenburg-Vorpommern) sind sie in diesem warmen Sommer besonders gut gewachsen.

Die Fischer in der Lewitz haben in diesem Jahr dickere Karpfen geerntet. Wie der Geschäftsführer der Lewitz Fisch GmbH in Neuhof bei Neu-stadt-Glewe (Landkreis Ludwigslust- Parchim), Hermann Stahl, sagte, bringen die Speisekarpfen mit 2153 Gramm durchschnittlich rund 150 Gramm mehr auf die Waage als vor einem Jahr. »Das klingt nicht viel, aber für mich sind das Tonnen«, sagte Stahl. Insgesamt werden jährlich um die 300 Tonnen Fisch produziert, davon fast 150 Tonnen Speisefische. In diesem Jahr seien das fünf Prozent mehr als erwartet.

Grund für die bessere Gewichtszunahme war laut Stahl der warme Sommer. Die Fische fressen und wachsen besser. Außer Speisekarpfen werden in den Teichen auch Jungtiere für die kommenden Jahre sowie Hechte, Welse, Barsche, Zander und Schleie gehalten.

Die Lewitz Fisch GmbH ist nach Angaben des Agrarministeriums in Schwerin die größte Teichwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, wo die Lewitz-Firscher auch ihre wichtigsten Absatzgebiete haben. Zu dem 2006 gegründeten Betrieb gehören 32 Gewässer mit zusammen 730 Hektar Fläche. Stahl beschäftigt neun Mitarbeiter. Laut Ministerium betreiben im Land sieben Betriebe Karpfenteichwirtschaften.

Zum Jahresende haben die Karpfen Hochsaison. Für viele Deutsche ist der Fisch das traditionelle Essen zu Weihnachten oder Silvester. Am beliebtesten sind laut Stahl Karpfen mit zwei bis drei Kilo Gewicht, aber auch »dicke« Fische mit vier oder fünf Kilogramm würden vor allem in Mecklenburg-Vorpommern nachgefragt. Etwa 100 Tonnen Karpfen sollen bis Jahresende verkauft werden.

Im Herbst wird das Wasser der Teiche abgelassen, die Fische werden in Hälterungsbecken gesetzt. Die Speisefische werden dann in den kalten Monaten bis April vermarktet - über den eigenen Laden, hauptsächlich aber über Groß- und Einzelhändler in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Preise für Karpfen sind laut Stahl in diesem Jahr konstant geblieben. Höhere Kosten für Getreide und Energie ließen sich nicht umlegen, sagte er. Allerdings sei für Fische über drei Kilo eine neue Preiskategorie eingeführt worden, die älteren Fische würden jetzt etwas teurer verkauft.

Teichwirtschaften gewinnen generell an Bedeutung. »Der Bedarf an Fisch steigt, doch die Fischbestände in den Meeren und Binnenseen gehen zurück«, erklärt Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). »Deshalb unterstützen wir auch die Entwicklung der Aquakultur im Land.« Bislang hätten die Aquakulturbetriebe rund 3,07 Millionen Euro Landes- und EU-Mittel erhalten.

Der Fischer Stahl hofft, dass es in der neuen Förderperiode in Mecklenburg- Vorpommern eine Flächenprämie für Teichwirtschaften geben wird. Gespräche mit dem Agrarministerium in Schwerin dazu liefen. In anderen Bundesländern würden bis zu 400 Euro je Hektar Wasserfläche gezahlt. dpa/nd

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