Blockade im ukrainischen Parlament

Russland warnt die NATO

  • Lesedauer: 2 Min.
Die prowestliche Opposition in der Ukraine will das Parlament bis zum Rücktritt der Regierung blockieren. Der Europarat kündigte unterdessen eine Vermittlung in Kiew an.

Kiew/Brüssel. Auch nach dem verlorenen Misstrauensvotum gegen die ukrainische Regierung beharrt die prowestliche Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko auf einem Machtwechsel. Tausende Ukrainer forderten am Mittwoch vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Nikolai Asarow dessen Rücktritt. Im Parlament besetzten Abgeordnete der Opposition das Rednerpult und erzwangen einen Abbruch der Sitzung. »Wir werden das Parlament so lange blockieren, bis die Regierung zurückgetreten und Julia Timoschenko freigelassen ist«, sagte Arseni Jazenjuk von der Partei der inhaftierten ehemaligen Regierungschefin. Klitschko kündigte eine Verschärfung der Proteste an. »Wir machen weiter mit unserem Kampf gegen diese korrupte Regierung. Die Tage von Janukowitsch sind gezählt«, sagte er der »Bild-Zeitung«.

Auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz setzen Tausende prowestliche Ukrainer die 13. Nacht in Folge bei Temperaturen unter Null ihre Proteste gegen Janukowitsch fort. Die Demonstranten hielten noch immer mehrere Gebäude in der Hauptstadt besetzt. Die Proteste richten sich gegen eine Abkehr des Landes von der EU.

Der Europarat kündigte an, in der Ukraine vermitteln zu wollen. Generalsekretär Thorbjørn Jagland (Norwegen) traf sich am Mittwoch in Kiew unter anderem mit Regierungschef Asarow und den Vorsitzenden der Parlamentsparteien, hieß es aus Straßburg.

Der amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle teilte mit, nach einigem Zögern doch zu einem Ministertreffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nach Kiew zu fliegen. Er werde auch bilaterale Gespräche führen, kündigte Westerwelle in Brüssel am Rande eines NATO-Außenministertreffens an. Dort hatte Russlands Außenamtschef Sergej Lawrow die Militärallianz wegen einer Erklärung ihrer Außenminister gegen die Gewalt in der Ukraine kritisiert. Nach einem Treffen mit seinen NATO-Kollegen warnte er den Westen eindringlich vor einer Einmischung in der Ukraine.

Lawrow sagte, die NATO-Erklärung gebe ein völlig »verzerrtes Bild der Lage«. Das Land müsse seine »verfassungsmäßige Ordnung« wiederherstellen. »Das ist eine Angelegenheit der Ukraine, eine innere Angelegenheit. Ich kann das Ausmaß der aggressiven Aktionen der Opposition nicht verstehen.«

Der ukrainische Vizeregierungschef Juri Bojko traf am Mittwoch in Moskau ein. Mit dem russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedjew wollte er dort über einen Rabatt für russische Gaslieferungen sprechen. Präsident Viktor Janukowitsch hält sich derweil in China auf, um über Investitionen in der Ukraine zu verhandeln. Ende der Woche wird Janukowitsch in Russland erwartet. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal