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Paul Aussaresses / 7. 11. 1918 - 3. 12. 2013

Die Öffentlichkeit wurde auf General Paul Aussaresses, der am Dienstag mit 95 Jahren gestorben ist, erst im Herbst 2000 aufmerksam. Da war er längst in Pension und hat sich gelangweilt. Wohl aus Freude an der Provokation und um etwas Leben in seine alten Tage zu bringen, packte er in einem Interview mit der Zeitung »Le Monde« aus. Als einziger hoher Militär hat er zugegeben, dass im Algerienkrieg gefoltert wurde. Gefangene wurden ohne Urteil ermordet und ihr Tod als Selbstmord dargestellt.

Bereut hat Aussaresses das bis zuletzt nicht, obwohl ihm seine Aussagen eine Verurteilung wegen »Anstiftung zur Folter« und die Aberkennung seiner Orden einbrachten - auch derer, die er für seine Verdienste in der Résistance erhalten hatte. Seine Frau und Kinder wandten sich von ihm ab, seine Kameraden - die nie gestanden haben - schnitten ihn wie einen Verräter.

Jetzt blieb ihm nur noch die Hochachtung, die er in gleichgesinnten Kreisen der ehemaligen Diktaturen in Argentinien, Brasilien und Chile genoss. Aussaresses setzte seine erfolgreiche militärische Karriere nach dem Algerienkrieg fort und gab sein Können als Folterexperte in den 60er und 70er Jahren weiter. Das wurde ihm übrigens auch in den USA gestattet, wo er Militärs für den Vietnamkrieg präparierte. rk

Ambrósio Vilhalva / 1960 - 30. 11. 2013

Er war ein lautstarker Sprecher der Guaraní-Kaiowa: Ambrósio Vilhalva. Vehement kämpfte er gegen den Anbau von Zuckerrohr auf dem Land seines Volkes. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Indigene der Guaraní-Kaiowa gezwungen, ihre Ländereien zu verlassen und in Reservaten zu leben. Ihr angestammtes Land wurde von der Agrarwirtschaft übernommen. Der Ausbau des Zuckerrohr- und Sojaanbaus verschärfte die Lage seit den 70er Jahren zusehends.

Ambrósio Vilhalva war weltweit bekannt geworden durch seine Rolle im preisgekrönten Spielfilm »Birdwatchers - Das Land der roten Menschen«, der den Kampf der Guaraní um ihr angestammtes Land schildert. Auf internationalen Reisen sprach er über die Notlage der Guaraní und forderte von der brasilianischen Regierung den Schutz des Guaraní-Landes, zu dem sie rechtlich verpflichtet ist.

Vergangenen Sonntag wurde er erstochen aufgefunden. Als Hauptverdächtiger gilt laut Polizei Vilhalvas Schwiegervater Ricardo Mendes Quevedo, als Motiv ein »Familienstreit« unter Alkoholeinfluss. Quevedo bestreitet bis dato die Tat. Potenzielle Feinde hatte Vilhalva genug. mli

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