Enger Raum schafft tiefe Bindung

Im kleinsten Standesamt Deutschlands in Triberg wird es nicht nur heute eng

  • Jürgen Ruf
  • Lesedauer: 2 Min.
Der »schönste Tag im Leben« braucht nicht immer einen großen Rahmen. Manche mögen es minimalistisch: Im kleinsten Standesamt Deutschlands müssen Paare eng zusammenrücken.

Triberg. Der Raum bietet Platz für höchstens drei Menschen. Dazu zwei Stühle und ein kleines Stehpult. Im kleinsten Standesamt Deutschlands geht es eng zu. Doch das gerade einmal rund 1,5 Quadratmeter große Trauzimmer in Triberg im Schwarzwald erfreut sich großer Beliebtheit. Paare kommen aus der ganzen Welt, um sich hier trauen zu lassen. Gerne gewählt wird ein einprägsames Datum. So wie an diesem Mittwoch: Es ist der 11.12.13, der zum Heiraten passt. Aber auch zwei Tage später. Dann ist Freitag, der 13.

»Eine Hochzeit im kleinstes Standesamt der Republik ist immer etwas ganz Besonderes, auch für uns Standesbeamte«, sagt Regina Klausmann. Die 52-Jährige ist eine von zwei Standesbeamten in Triberg. »Durch die räumliche Enge sind die Brautleute und der Standesbeamte gezwungen, zusammenzurücken«, sagt Klausmann. »Das gibt der Zeremonie einen intimen, vertrauten Rahmen.« Der Standesbeamte redet nicht über die Köpfe des Brautpaars hinweg zu den Zuschauern. Denn die gibt es in dem winzigen Hochzeitsraum gar nicht - es fehlt schlicht der Platz. Auch Trauzeugen passen nicht hinein. Diese sind seit einigen Jahren nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben.

Der Standesbeamte konzentriert sich alleine auf die beiden Heiratswilligen, sie stehen uneingeschränkt im Mittelpunkt. Groß gefeiert werden kann danach in anderen Räumen. »Wir haben aber auch Paare, die ganz bewusst zu zweit die Hochzeit begehen und feiern wollen«, erzählt Klausmann. »Das Angebot in Triberg liegt im Trend«, sagt Jürgen Rast, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Standesbeamten. »Mit dem Büro im Rathaus oder dem Ratssaal für diesen besonderen Tag wollen sich immer weniger Paare zufriedengeben.«

Eingerichtet ist das Mini-Standesamt in einem vor mehr als 400 Jahren erbauten Hotel neben dem Rathaus, verziert im original Schwarzwälder Biedermeierstil. Seit der Eröffnung im Mai 2009 haben 70 Paare dort geheiratet. Seit einigen Monaten nimmt die Nachfrage zu. »Brautpaare kommen aus der ganzen Welt. Zuletzt hatten wir Paare aus Irland und Großbritannien hier«, sagt Tribergs Bürgermeister Gallus Strobel (CDU). Gestärkt werde dadurch der Tourismus. Einheimische, sagt der Bürgermeister, heiraten lieber nebenan und eine Nummer größer - im Saal des Rathauses. dpa/nd

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