nd-aktuell.de / 12.12.2013 / Kultur / Seite 18

FILMSTARTS

Renate Biehl

Schwestern

Regie: Anne Wild. Eine junge Frau hat sich entschlossen, ins Kloster zu gehen. Die Familie kann es nicht fassen, sie aber auch nicht davon abhalten. Also begleiten sie die Tochter zum Kloster und versuchen es dort noch einmal, bevor sich die Tür hinter ihr schließt. Der Versuch artet aber nur in Diskussionen aus, in der sich unterdrückte Probleme offenbaren - keine schlechte Idee, aber zu belanglos präsentiert. Mit Maria Schrader (Foto), Ursula Werner, Jesper Christensen, Anna Blomeier.

Una noche - Eine Nacht in Havanna

Regie: Lucy Mulloy. Ein bewegender Film, der die Atmosphäre in der heutigen Zeit und die schweren Lebensbedingungen der Menschen auf Kuba einfängt. Im Mittelpunkt stehen zwei junge homosexuelle Männer, die in der Küche eines heruntergekommenen Hotels arbeiten. Einer will auf einem Floß nach Miami flüchten, der Freund schließt sich dem riskanten Unternehmen an, auch dessen Zwillingsschwester - nachdem sie die Flucht nicht verhindern konnte. Kubanisch/US-amerikanische Koproduktion mit Dariel Arrecharga, Anailin de la Rua de la Torre, Javier Núñez Floriãn.

My Beautiful Country

Regie: Michaela Kezele. Schauplatz dieses während des Kosovo-Krieges 1999 spielenden Films ist ein kleines Dorf am Fluss Ibar, der die Grenze zwischen Serben und Albanern markiert. Im Mittelpunkt steht der Sohn einer serbischen Familie, dessen Vater im Krieg gefallen ist. Er schwänzt die Schule und verdient sich mit dem Fang von Fischen Geld. Probleme treten auf, als die Mutter (Zrinka Cvitešic) einen verwundeten albanischen Kämpfer (Milos Mesarovic) aufnimmt und pflegt. Eindrucksvolle Geschichte über die Folgen eines grauenvollen Krieges und die Menschlichkeit, die einige trotz schweren Verlustes bewahrt haben.

Workers

Regie: José Luis Valle. Sehr feinfühlig und ruhig erzählte Geschichte über zwei einsame Menschen im mexikanischen Tijuana. Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, er (Jesus Padilla), aus El Salvador stammend und illegal in Tijuana, in einer Glühlampenfabrik, sie (Susana Salazar) als Hausangestellte einer sehr reichen exzentrischen Frau. Am Ende werden beide von ihren Arbeitgebern betrogen, aber sie rächen sich auf ausgefallene, köstliche Art.

Annelie

Regie: Antej Farac. »Annelie« ist eine alte Pension in München, die seit ihrer Schließung von der Stadt als Obdach- und Arbeitslosenheim genutzt wurde, das aufgrund übler Zustände inzwischen auch geschlossen ist. Der Spielfilm mutet wie eine Dokumentation an. Kein Wunder, der Regisseur hat jahrelang in einem Haus gegenüber gewohnt, kannte die Verhältnisse gut, und etliche der ehemaligen Bewohner spielen mit. Ein ungeschöntes Bild, realistisch und zuweilen komisch - über Menschen im Abseits, in einem der reichsten Länder der Welt.

Gesehen von Renate Biehl