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Mehr Realität, weniger Gipfel

Silvia Ottow über die G8-Konferenz zum Thema Demenz

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Krankheit des Vergessens ist so gefürchtet, dass man vor lauter Angst Witze darüber reißt. Jeder, der einen Namen vergisst, Äpfel statt Kartoffeln aus dem Supermarkt mitbringt und am falschen Tag im Wartezimmer des Hausarztes sitzt, fragt sich entsetzt, ob das schon die Symptome dafür sind, dass der qualvolle Abschied vom eigenen Ich beginnt. Das Syndrom schwebt über den Menschen wie ein Damoklesschwert. Je älter sie werden, desto näher kommen sie der Klinge, die sie verletzen könnte.

Leider ist die Menschheit über einhundert Jahre nach der Entdeckung und gründlichen Beschreibung der gravierendsten Demenzform gar nicht so viel weiter, wie es wünschenswert wäre. Weder kennt man die Ursachen der meisten Demenzen, noch hat man Therapien gefunden. Womöglich wurde die Notwendigkeit von Forschung auch ein wenig unterschätzt. Jedenfalls erschöpfen sich die Ratschläge zur Vorbeugung in gesunder Ernährung, mehr Bewegung und Kreuzworträtselraten. Jetzt kommen noch die Gipfeltreffen dazu. Aber ob sich an der Situation schnell etwas ändern wird, wenn sich die Forschungsausgaben verdoppeln, darf bezweifelt werden. Es scheint eher geboten, die Sozialsysteme auf diese Herausforderung einzustellen. Wie man am deutschen Koalitionsvertrag sehen kann, ist das leider mal wieder vergessen worden.

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