Es soll nur ein Monopoly geben

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
Monopoly soll einzigartig bleiben. Auch Namensabwandlungen laufen Gefahr verklagt zu werden. Jetzt hat es den Internet-Marktplatz Fairnopoly getroffen.

Immer wieder kommt es zum Markenstreit um das wohl bekannteste Spiel der Welt: Monopoly. Dabei ist der Name inzwischen ein Synonym für den entfesselten kapitalistischen Markt. Darauf beziehen sich auch die Macher der Genossenschaft Fairnopoly, einem Internetportal, das sich selbst als »faire Alternative zu den bestehenden großen Online-Marktplätzen« bezeichnet und Amazon und Ebay den Kampf angesagt hat. Vor einem Jahr wurde die Genossenschaft in Berlin gegründet, inzwischen hat sie 1000 Mitglieder, seit Ende September können Kunden dort im Internet einkaufen.

Der Name Fairnopoly wurde dabei nicht zufällig gewählt. »Der Begriff ›Monopoly spielen‹ ist nicht nur eine Spielemarke, es ist seit Langem zu einem Symbol für ein Paradigma des Wirtschaftens geworden, das sich grob zusammenfassen lässt als ›Wirtschaft betreiben bedeutet egoistische Profitmaximierung auf Kosten anderer‹«, beschreibt Gründer und Geschäftsführer Felix Weth die Namensfindung. »Es war nie unser Ziel, die Marke hinter dem besagten Spiel zu beeinträchtigen oder mit der Wertschätzung des Spiels Profit zu machen. Was wir im Kern kritisieren, ist die Art des Wirtschaftens, für die dieses Spiel weltweit symbolisch steht.«

Das US-amerikanische Unternehmen Hasbro, momentaner Rechteinhaber von Monopoly, sieht von dieser Idee allerdings seine Marke betroffen und hat das Sozialunternehmen aufgefordert, auf den Namen zu verzichten und sämtliche Internetseiten »auf Dauer zu entfernen«. Der Brief der Hasbro-Anwälte kam kurz nachdem Fairnopoly seine Crowdfunding-Kampagne gestartet hatte, um für das kommende Jahr die Finanzierung der Genossenschaft zu sichern. 500 000 Euro sollen dafür eingesammelt werden. Eine schwierige Situation für das junge Unternehmen. Den Namen ändern? Alle Internetseiten aufgeben? Für Ulrike Pilgrim, Sprecherin der Genossenschaft, »unmöglich«. Unterstützt wurde die Entscheidung von vielen Mitgliedern, die im Internet fleißig mitdiskutierten. Denn fast jeder Schritt der Geschäftsführung kann nachgelesen und im Internet kommentiert werden. Transparenz ist ein wichtiger Pfeiler des Unternehmens.

Auch im Aufsichtsrat wurde die Klage kontrovers diskutiert. Einerseits will die Genossenschaft nicht Unmengen Geld in Prozesse gegen einen wesentlich finanzkräftigeren Konzern stecken. Geld, das sie an anderer Stelle auch gut gebrauchen könnte. Aber letztlich habe man sich entschlossen, gegen die Forderung vorzugehen. Denn »eigentlich haben wir keine Lust, uns das gefallen zu lassen«, sagt Aufsichtsratsmitglied Richard Schmid gegenüber »nd«.

Die Genossenschaft ging in die Offensive und forderte ihrerseits die Anwälte von Hasbro auf, »die unberechtigten Vorwürfe zurückzuziehen«. Die Anwälte des Konzerns baten um Fristverlängerung bis zum 13. Dezember. In Berlin wird deshalb am Freitag gespannt auf den Postboten gewartet.

Derweil arbeitet die Genossenschaft weiter an ihrem eigentlichen Kampf gegen Amazon und Co. Auf dem Marktplatz werden Artikel und Dienstleistungen angeboten, gegenwärtig sind etwa 30 000 Gegenstände im Angebot, 400 Profihändler und rund 3000 Kleinanbieter sind beteiligt. Verkaufen sie etwas, müssen sie sechs Prozent an die Plattform zahlen; zusätzlich geht ein Prozent an soziale und politische Projekte wie Transparency International oder Oxfam Deutschland.

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