Urtümliche Hautbewohner

Archaeen finden sich nicht nur in extremen Umgebungen

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Forscher haben urtümliche Mikroorganismen auf der menschlichen Haut entdeckt. Die sogenannten Archebakterien (Archaeen) leben unter anderem in der Nähe von heißen Quellen am Grunde der Tiefsee, im Faulschlamm oder in Salzseen. Erstmals haben Wissenschaftler der Universität Regensburg nun eine Gruppe von Archaeen auf der Haut nachgewiesen. Die Thaumarchaeota spielen normalerweise eine wichtige Rolle im Stickstoffkreislauf der Erde. »Von einer Wechselwirkung mit dem Menschen war bislang noch nichts bekannt«, teilte die Universität am Montag mit.

Die Mikrobiologin Christine Moissl-Eichinger hatte Spuren von Archaeen in Reinräumen gefunden, in denen Raumschiffe oder Raumsonden gebaut werden. Sie führte diese Verunreinigungen durch Mikroorganismen darauf zurück, dass Archaeen im direkten Kontakt mit Menschen stehen müssen. Diese Vermutung wurde später durch weitere Funde in Intensivstationen von Krankenhäusern untermauert.

Die Regensburger Forscher untersuchten daraufhin Wischproben menschlicher Haut und entdeckten viele Archaeen auf der Haut aller Versuchspersonen. »Bei einigen Probanden machten Archaeen sogar zehn Prozent sämtlicher auf der Haut befindlichen Mikroorganismen aus«, teilte die Uni mit. Von den gewöhnlichen Bakterien unterscheiden sich die Archaeen durch eine Vielzahl chemischer Eigenschaften, unter anderem beim Ablesen des Erbguts und im Aufbau der Zellwand.

Thaumarchaeota leben in verschiedenen Ökosystemen auf dem Land und im Wasser. »Da diese Archaeen normalerweise in den Stickstoffkreislauf eingebunden sind und die menschliche Haut ständig Ammonium ausscheidet, könnten die Mikroorganismen mit der pH-Regulation der Haut in Verbindung stehen«, erklärte Moissl-Eichinger. Das Team präsentierte die Funde im Fachjournal »PLOS ONE«.

Bislang ist noch unklar, ob sich eine erhöhte Anzahl von Archaeen positiv oder negativ auf die Gesundheit der menschlichen Haut auswirkt und ob Menschen bestimmter Altersgruppen besonders viele dieser Mikroben haben. Dies wollen die Wissenschaftler nun erforschen. dpa/nd

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