Zur Abwechslung mal Training

Das Saisonziel Halbfinale der Champions League steht für Berliner Tischtennisklub ttc eastside auf der Kippe

  • Klaus Weise
  • Lesedauer: 3 Min.
Der ttc eastside Berlin will das Halbfinale der Tischtennis-Champions-League erreichen. Dafür muss am Freitag ein Klub aus Österreich besiegt werden, an den sich die Berlinerinnen gern erinnern.

Die Gunst der Zuschauer für Sportarten ist meist ebenso hierarchisch wie ungerecht geordnet. Das bekamen die Verlierer bei der Wahl zu den »Berliner Sportlern des Jahres 2013« wieder mal quittiert. Fußball, Basketball, Eishockey, Handball und neuerdings immerhin auch Volleyball geben in der Hauptstadt bei Mannschaftsportarten den Ton an. Alle anderen zählen zum »niederen Fußvolk«, egal wie sehr sie sich mühen. Aufmerksamkeit erhalten sie nur in Ausnahmefällen. Wer Berlins letzter Gewinner der Champions League war, wissen folglich nur wenige: Die Tischtennisspielerinnen des ttc berlin eastside hatten 2012 das Finale der Königsklasse gegen den SVS Ströck aus Österreich gewonnen. Am Freitagabend kommt es nun zum erneuten Duell im Freizeitforum von Berlin-Marzahn (19.15 Uhr) - allerdings schon im letzten Vorrundenmatch, aus dem wohl nur der Sieger ins Halbfinale einziehen wird.

Die Ausgangslage ist so schwierig wie eindeutig. Berlin hat nach einer starken Hinrunde mit drei Siegen - inklusive eines 3:1-Erfolgs in Wien - in der Rückrunde bei Schlusslicht Metz sowie dem Favoriten Fenerbahce Istanbul zweimal verloren und sich somit selbst wieder unnötig unter Druck gebracht. Nun liegen mit den Türkinnen, Ströck und Berlin drei Teams nach Siegen gleichauf. Nur die beiden Ersten nach diesem Spieltag ziehen ins Halbfinale ein. Der Dritte darf nur noch im ETTU-Europacup weiterspielen.

Die vermeintlich günstigste Ausgangsposition hat Fenerbahce, das in Metz antreten muss, sich aber wegen des besseren direkten Vergleichs bei Punktgleichheit mit den beiden Kontrahenten sogar eine knappe Niederlage in Frankreich leisten kann. Für Berlin und Ströck mit der schwedische Europameisterin Li Fen (37) als Spitzenspielerin aber gilt im direkten Duell das Prinzip: Es kann nur einen geben. Die Teilnahme am ETTU-Cup würde sich für die Berlinerinnen wie ein Abstieg anfühlen. Das klare Saisonziel hatte ttc-Präsident Alexander Teichmann entsprechend offensiv formuliert: »In der Champions League wollen wir mindestens unter die besten Vier«.

Auch Trainerin Irina Palina lässt daran keinen Zweifel. »Wir wollen nicht in Schönheit sterben, daher werden wir mit Leidenschaft und vollem Einsatz kämpfen«, kündigt sie an. Dafür trainiert das Team mit Einzel-Vizeeuropameisterin Shan Xiaona, Georgina Pota, Teameuropameisterin Kristin Silbereisen und Irene Ivancan schon seit Wochenanfang gemeinsam in Berlin. Eine Maßnahme, die zeigt, wie wichtig die Mannschaft die Partie nimmt. Denn in aller Regel kommen die vier erst an den Spieltagen zusammen. Doch Palina wollte ihre Crew auf das Entscheidungsmatch einschwören, sie »heiß machen« und spürt nun angeblich »ein besonderes Feuer«.

Die eher mit ruhigem Naturell ausgestattete Russin wird in der Wortwahl dafür etwas temperamentvoller als gewohnt. »Jetzt gilt es, das Steuer herumzureißen. Meine Mädels brennen darauf zu zeigen, was in ihnen steckt.« Die Champions League ist dafür die passende Bühne, denn der ttc hat die Bundesliga-Herbstmeisterschaft ohne Punktverlust mit sieben klaren Siegen längst im Schongang eingefahren.

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