Michael Rogers auf Clenbuterol

Dopingfall zum Jahresende: Der australische Zeitfahrweltmeister bemüht zur Begründung die China-Theorie

  • Stefan Tabeling
  • Lesedauer: 2 Min.
Fast standesgemäß schließt der Radsport das Jahr mit einem weiteren prominenten Dopingfall ab. Auch Ex-Weltmeister Michael Rogers wurde positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet.

Alberto Contador lässt grüßen: Verunreinigte Nahrungsmittel sollen der Grund für die positive Dopingprobe des dreimaligen Zeitfahr-Weltmeisters und Ex-T-Mobile-Profis Michael Rogers auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol sein. Ähnlich hatte schon der zweimalige Toursieger Contador, passenderweise Teamkollege des Australiers im Saxo-Tinkoff-Rennstall, bei seiner abenteuerlichen Geschichte vom kontaminierten Steak aus Spanien argumentiert und vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verloren.

Unterstützung von seinem Heimatverband Cycling Australia darf Rogers im Gegensatz zu Contador nicht erwarten. »Wir respektieren sein Recht, sich zu verteidigen. Ist er aber schuldig, werden wir die maximalen Sanktionen anwenden. Viel zu lange ist dieser großartige Sport schon von Betrügern enttäuscht worden«, sagte Adrian Anderson als Interimschef von Cycling Australia.

Der Zeitfahrspezialist Rogers ist in seiner langen Karriere noch nie positiv getestet worden, astrein ist sein Ruf aber keineswegs. Im Zuge der Freiburger Untersuchung über systematisches Doping im früheren Telekom/T-Mobile-Team wurde auch der Australier genannt. Speziell ging es um die Tourmannschaft 2006, die zu Eigenbluttransfusionen vom Startort Straßburg in die Uniklinik Freiburg gependelt sein soll. Zu einer sportrechtlichen Verurteilung kam es aber nicht. Unmittelbar vor der Tour 2006 war Jan Ullrich wegen seiner Verwicklung in den Dopingskandal um den Arzt Eufemiano Fuentes aus der Mannschaft genommen worden.

Rogers hatte Doping stets bestritten, auch nachdem bekanntgeworden war, dass er 2005 und 2006 mit dem italienischen Dopingarzt Michele Ferrari zusammengearbeitet hatte. Die Zusammenarbeit habe nur der guten Trainingspläne wegen stattgefunden, ließ Rogers wissen.

So verließ er Ende 2012 überraschend das Team Sky, obwohl er beim Toursieg des Briten Bradley Wiggins eine Schlüsselrolle eingenommen hatte. Der Wechsel habe nichts mit der Null-Toleranz-Politik der Briten zu tun, bekräftige Rogers. Aus rein »finanziellen Gründen« sei er zum Rennstall des höchst umstrittenen Teamchefs Bjarne Riis gewechselt. Im Sommer war Rogers als Edelhelfer von Contador bei der Tour am Start. Im Gegensatz zu Contador stehen die Chancen für Rogers aber besser, mittels der Theorie von verunreinigten Nahrungsmitteln eine Sperre abzuwenden. So war der deutsche Tischtennisstar Dimitrij Owtscharow 2010 nach Teilnahme an den China Open ebenfalls positiv getestet worden. Durch Haaranalyse, Gutachten von Experten und weiteren Indizien entging Owtscharow einer Sperre. Kontaminierte Nahrungsmittel sind in China keine Seltenheit.

Rogers hatte eine Woche vor seinem positiven Dopingtest beim Japan Cup am 20. Oktober noch die Peking-Rundfahrt bestritten. Für einen weiteren Positivtest sorgte der zweitklassige belgische Fahrer Jonathan Breyne, dem bei der Tour of Taihu Lake am 5. November ebenfalls Clenbuterol in der A-Probe nachgewiesen worden war. dpa

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal