Allein auf der Tanzfläche

Stephan Fischer über die Einsamkeit Bayern Münchens

  • Lesedauer: 2 Min.

Am Ende dampften die Zigarren und selbst der immer etwas ungelenk wirkende Thomas Müller versuchte sich im Sambatanzen in Marrakesch. Bayern München darf sich nun auch offiziell Vereinsweltmeister nennen, das Prädikat »beste Vereinsmannschaft der Welt« wäre den Münchnern auch ohne den Sieg beim sportlich unterfordernden Nachfolgeturnier des Weltpokals nicht streitig gemacht worden. Diesen fünften Titel des Jahres haben sie im Spaziergang mitgenommen.

Und als Bonus für den 2:0-Sieg gegen Raja Casablanca gibt es von der nationalen Konkurrenz aus Dortmund und Leverkusen den Meistertitel fürs nächste Jahr schon ans weihnachtliche Bankett geliefert. Die Bayern gewinnen selbst dort, wo sie nicht mitspielen: In der Bundesliga geht es für die Nimmersatten nur noch darum, ihre eigenen Bestmarken aus der Rekordsaison 2012/13 zu brechen. 100 Punkte sind zwar nicht mehr möglich, aber die 100 Tore locken. Bayern München spielt zurzeit nur noch gegen sich selbst.

Dabei hatte Bayern-Chef Uli Hoeness noch im Frühjahr vor »spanischen Verhältnissen« in der Bundesliga gewarnt: Die Dominanz der beiden Spitzenklubs Dortmund und Bayern gefährdeten die Spannung in der Liga ähnlich wie auf der Iberischen Halbinsel, wo Barcelona und Real Madrid die Meisterschaft jahrelang unter sich ausspielten. Aber wer sollte 2014 die Rolle Real Madrids in der Bundesliga übernehmen? In Dortmund können sie im Moment über den Vergleich nicht einmal mehr lachen. Bayerische statt spanische Verhältnisse, Langeweile garantiert.

2014 werden die Bayern zwar weiter auf allen Hochzeiten tanzen, sich dabei aber oft nur um sich selbst drehen. Die Steueraffäre Uli H. scheint die größte Herausforderung für den Verein. Der Rest der Liga hat die Tanzfläche längst verlassen.

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