nd-aktuell.de / 23.12.2013 / Sport / Seite 19

Die Arroganz verliert

Die favorisierten Füchse Berlin verlieren in der Handball-Bundesliga mit 22:23 beim Aufsteiger ThSV Eisenach

Sandra Degenhardt, Eisenach
Eisenach jubelte, und Berlins Trainer Dagur Sigurdsson schimpfte. Überraschend hatten seine Füchse aus Berlin beim Bundesliga-Aufsteiger eine Niederlage kassiert.

Drum herum reden ist nicht das Ding von Bob Hanning und Dagur Sigurdsson. Dementsprechend hart ging die Führungsriege der Füchse Berlin nach der 22:23-Pleite beim Aufsteiger ThSV Eisenach mit ihren Spielern ins Gericht. »Wir sind zu arrogant aufgetreten, so gewinnt man keine Spiele«, sagte Trainer Sigurdsson ernüchtert angesichts der Leistung seiner Mannen. Manager Bob Hanning legte frustriert nach: »Ohne Herz und Leidenschaft gewinnt man eben nicht, auch nicht gegen Eisenach.«

Während die Berliner unter dem frenetischen Jubel der 2800 Zuschauer in der alterwürdigen Werner-Aßmann-Halle bedröppelt in die Kabine schlichen, waren die Eisenacher Handballer kaum zu halten. Ausgelassen bejubelten sie den ersten Bundesligasieg nach vier Niederlagen in Serie. »Wir haben gezeigt, was in uns steckt und das beste Spiel der Saison geboten, resümierte Eisenachs isländischer Trainer Adalsteinn Eyjolfsson und strahlte entspannt. «Eine super Abwehrleistung bildete den Grundstein. Wir haben das Tempo sehr gut gesteuert, sind dazu sehr ballsicher aufgetreten». Sein Landsmann Sigurdsson erwies sich als fairer Verlierer: «Eisenach hat einfach mehr investiert und völlig verdient gewonnen.»

Vor allem die beiden achtfachen Torschützen Aivis Jurdzs und Faruk Vrazalic bekam der EHF-Cup-Teilnehmer aus Berlin nicht zu fassen. Auch ThSV-Torwart Rene Villadsen zeigte eine starke Leistung, Tomas Sklenak überzeugte als umsichtiger Spielgestalter. Bester Spieler und Werfer der Füchse war Konstantin Igropulo mit neun Toren.

Die Gäste konnten ihr Tempospiel nicht aufziehen, auch weil die personell gebeutelten Thüringer das taktische Konzept ihres Trainers gut umsetzten: Tempo drosseln und dadurch die eigene Fehlerquote gering halten. Auch nach der Pause änderte sich nichts. «Wir haben im zweiten Abschnitt unsere erfahrensten Leute auf das Parkett geschickt, doch sie bekamen das Spiel nicht in den Griff», konstatierte Sigurdsson.

«Wir wollten anscheinend im dritten Gang die Aufgabe lösen, Weihnachten feiern und dann gegen Balingen antreten», übte sich Hanning in Sarkasmus und verwies auf die personelle Besetzung beider Teams. Da hätte eigentlich nur eine Mannschaft gewinnen dürfen.

Die letzten Minuten wurden schließlich zu einem echten Handballkrimi. 80 Sekunden vor Schluss traf Faruk Vrazalic zum 23:22. Im Gegenzug warf Bartlomiej Jaszka über das Tor. Die Füchse versuchten in offener Manndeckung noch einmal an den Ball zu kommen - mit Erfolg, doch nach dem Ballgewinn von Markus Richwien warf Konstantin Igropulo ebenfalls über das Tor.

Eisenach nahm 18 Sekunden vor Schluss noch eine Auszeit. Durch einen technischen Fehler verloren die Gastgeber zwar die Kugel erneut, aber weil mit Fabian Wiede drei Sekunden vor der Schlusssirene auch der dritte Berliner das Tor verfehlte, stand der Überraschungserfolg für Eisenach fest. dpa