nd-aktuell.de / 24.12.2013 / Brandenburg / Seite 10

China als Markt für Geräte zur Messung von Feinstaub

Absolvent Sun Lei half Stahnsdorfer Firma Comde-Derenda bei Geschäften in seiner Heimat. Das Land Brandenburg bezuschusste seine Arbeit

Wilfried Neiße
Weil Brandenburg 70 Prozent der Hochschulabsolventen nach dem Studium weglaufen, bezuschusst das Land die Einstellung solcher Fachleute in märkischen Firmen.

Der Chinese Sun Lei hat im sachsen-anhaltischen Köthen ein technisches Studium absolviert und hilft nun dem Unternehmen Comde-Derenda in Stahnsdorf bei der Markterschließung in seinem Heimatland. Sun Lei ist es zu danken, dass erste Feinstaub-Messgeräte der Firma inzwischen in Peking installiert sind und gegebenenfalls gefährliche Grenzüberschreitungen anzeigen. Die Einstellung Sun Leis als Innovations-Assistent wurde durch das Land Brandenburg gefördert. Er ist einer von 106 Männern und 59 Frauen, die auf diese Weise in einem brandenburgischen Unternehmen tätig sind.

Derk Weidauer, technischer Leiter bei Comde-Derenda, sagte gestern, das Fördergeld habe die Entscheidung leicht gemacht, den Chinesen zu beschäftigen. Andernfalls wäre es fraglich gewesen, »ob wir das Risiko eingegangen wären«. Die Ortskenntnis Sun Leis habe sich als enorm wichtig erwiesen. »Es gab vieles nachzusteuern, manche Wünsche zu erfüllen. Das wäre ohne Sun Lei sehr schwer geworden.«

Im Rahmen des Förderprogramms können kleine und mittelgroße Betriebe Innovations-Assistenten einstellen, die mindestens 2200 Euro verdienen müssen. Ein Jahr lang zahlt das Land 60 Prozent der Lohnkosten. Bedingung ist, dass der Neuzugang die Firma technologisch voranbringt. Sei es, dass er ein neues Erzeugnis einführt, die Produktionsabläufe optimiert oder neue Märkte erschließt.

Der Haken dabei: Ende Februar läuft dieses Programm aus. Betriebsleiter müssten sich also relativ zügig entschließen, wenn sie sich einen solchen Assistenten noch zulegen wollen. Auf fünf Millionen Euro war das Förderprogramm ursprünglich taxiert. Inzwischen seien 8,8 Millionen ausgegeben, sagte Sozialminister Günter Baaske (SPD). Eine zeitliche Grenze müsse gezogen werden, weil die EU-Förderperiode ausläuft. »Ich habe aber vor, ein Programm für die Einstellung junger Fachkräfte auch später wieder aufzulegen.«

Förderprogramme des Landes bleiben nicht, was sie einmal waren, erklärte der Minister. Als 2005/2006 Programme aufgelegt wurden, »war die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie heute«. Bei Umschulung und Qualifizierung ist Geld übriggeblieben. »Wir hatten die Möglichkeit, das Geld nach Brüssel zurückzugeben oder es an anderer Stelle sinnvoll einzusetzen.«

Weil in der Weihnachtszeit viele Weggezogene ihre Eltern und Großeltern in Brandenburg besuchen, macht das Sozialministerium in genau dieser Phase auf Möglichkeiten aufmerksam, die dauerhafte Rückkehr gefördert zu bekommen. »Ich hoffe, dass die Betreffenden in diesen Tagen Zeit haben zu lesen, was ihre brandenburgische Heimat ihnen anbietet«, sagte Baaske, als er gestern an die Variante »Brandenburg Stipendium« erinnerte. Noch bis Februar können märkische Betriebe die Gelegenheit nutzen, akademischen Nachwuchs schon während der Studienzeit für sich zu gewinnen. Das Angebot besteht in einer bezahlte Abschlussphase in einem brandenburgischen Unternehmen. Der Sozialminister verspricht sich davon eine stärkere Bindung junger Akademiker an einheimische Betriebe und Beweggründe für eine Rückkehr nach einem Studium in einem anderen Bundesland.

Zwischen Juni 2013 und März 2015 stehen 1,5 Millionen Euro bereit für Studenten, die sich in ihrer Abschlussarbeit mit einem innovativen Projekt eines heimischen Betriebes befassen. Auf Antrag können sie ein halbes Jahr lang 500 Euro pro Monat erhalten. Aus dem Europäischen Sozialfonds zahlt das Land dafür 375 Euro, die verbleibenden 125 Euro muss der Betrieb selbst aufbringen. Die Antragsfrist läuft auch hier aus: Für die Ein-Jahres-Förderung im Februar, für die Sechs-Monats-Förderung im August.

Eine Unterstützung sieht das neue Programm auch für Werksstudenten vor, die 15 bis 20 Wochenstunden an einen Innovationsprojekt eines Betriebes tätig sind. Das kann zwischen sechs und zwölf Monate lang mit monatlich 830 Euro gefördert werden, wovon das Land 75 Prozent übernimmt.

Junge, qualifizierte Menschen seien »Goldstaub« für Brandenburg, erklärte Baaske. Rund 27 Prozent aller Fachkräftestellen habe das Land im vergangenen Jahr nicht besetzen können, und sei damit neben Baden-Württemberg das Schlusslicht in der Bundesrepublik. Am Geld für Programme, junge Leute zu halten, solle es nicht scheitern, sagte Baaske. Der europäische Sozialfonds sorge dafür, dass es »reichlich« vorhanden sei.