Zweifel contra Euphorie

»Jugend ohne Gott« an den Kammerspielen des Deutschen Theaters

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Den Menschen in »einem faschistischen Staate« habe er in »Jugend ohne Gott« geschildert, schreibt Ödön von Horváth 1937 in einem Brief, anscheinend von sich selbst überrascht. Tatsächlich ist es gar nicht leicht, den alltäglichen Faschismus zu bemerken: die starken Ideale, die patriotischen Akte, die jedes Opfer erfordernde große Mission, die fraglose Unterordnung unter Autoritäten, das Prinzip Befehl und Gehorsam! Das klingt doch alles überaus positiv. Vielleicht liegt aber genau da das totalitäre Prinzip: im Zwang zum Positiven, im Verbot von Zweifel und Skepsis, in der Verdammung jeglicher Destruktion.

Niemand braucht zu glauben, dass eine Diktatur sich zwei Mal auf die gleiche Weise einer Gesellschaft bemächtigt. Nein, das gewiss nicht. Aber die Grundstruktur bleibt immer die Gleiche: eine übermächtige, alles durchdringende, jeden Widerspruch beiseiteräumende Ideologie (auch Freiheitsideologie ist Ideologie) und die vielen...


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