Tinte in der Wirbelsäule

REZENSION

  • Elfi Schramm
  • Lesedauer: 2 Min.

Der erfahrene Medizinrechtler Dieter Wissgott hat in diesem Buch 23 Fallbeispiele ärztlicher Kunstfehler zusammengetragen, die er als Anwalt kennengelernt hat. Dabei geht es ihm weniger darum, die Ärzte anzuprangern, die wie alle Menschen Fehler machen. Er wehrt sich gegen oberflächliche Juristen, arrogante Ärzte, zynische Gutachter und fatale Fehlurteile der Justiz.

Seine Geschichten haben sich wirklich ereignet und zeigen, was nach einem Fehler beim Röntgen oder einer Ferndiagnose passieren kann. Geplatzte Halsschlagadern, ein nicht erkannter Herzinfarkt oder Tinte in der Wirbelsäule sind weitere unglaubliche Tatsachen, die Menschen erleben und hinnehmen mussten. Dabei zeigt sich dann, wie von gleichgültigen Medizinern, durch unvollständige Akten oder verschleppte Prozesse das Leben von Patienten ruiniert wurde. Dass ein vierzigjähriger, sportlich aktiver Mann plötzlich zusammenbricht, kommt sicher nicht so häufig vor. Allein diese Tatsache sollte einem Arzt der Intensivstation zu denken geben. Doch der Arzt war eine Halbtagskraft und nur eingesetzt, weil Pfingsten war und die Kollegen Urlaub hatten. Der Patient klagte über Übelkeit und hatte sich erbrochen. Eine dringend notwendige Röntgenaufnahme des Brustkorbes unterließ der Arzt. Dabei hätte er das Aneurysma feststellen können, die Ausweitung eines arteriellen Blutgefäßes. Am nächsten Morgen starb der Patient - Vater von vier Kindern. Nur die Hartnäckigkeit seiner Witwe, eine Obduktion und ein zweites Gutachten durchzusetzen, retteten die Existenzgrundlage der zurückgebliebenen Familie.

Der Autor schließt sein Buch mit zehn goldenen Regeln für Patienten ab. Darin will er ihnen Tipps geben, wie sie sich im Falle einer Schadensklage vor Gericht verhalten müssen.

Dieter Wissgott: Opfer Patient. Zu Klampfen Verlag 2013, 156 Seiten, hardcover, 14,99 €.

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