Putins Glasnost

Klaus Joachim Herrmann über Russlands neue Informationspolitik

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Kreml ist offenbar höchst unzufrieden mit seinem Bild im Ausland und will es verbessern. Der offizielle Auslands-Haussender »Stimme Russlands« beklagte mit Blick auf den Westen soeben eine »allgemeine antirussische Stimmungsmache«. Das mag fast schon wieder etwas nach Kaltem Krieg klingen. Eben deshalb sollten jede sachliche Information und jedes gute Argument höchst willkommen sein. Sie helfen gegen verbreitete Unkenntnis, ideologische Einfalt oder Verblendung wie auch gegen Bösartigkeiten.

Für das Ansehen des großen Landes legt sich Präsident Putin bereits seit geraumer Zeit besonders kräftig ins Zeug. Präsidialverwaltung und Sicherheitsrat, seit Donnerstag auch gleich drei Ministerien sollen eine Konzeption der Informationspolitik vorlegen. Formiert wird eine große Auslandsagentur mit Hörfunk- und TV-Verstärkung. Deren Chef sieht sie berufen, eine »gerechte Einstellung zu Russland als einem wichtigen Land der Welt mit guten Absichten« wiederherzustellen.

Das dürfte gelingen, wenn sie verbreitet, was ist, und nicht das, was die Obrigkeit gerne hätte. Die überzeugendste Informationspolitik, die der Kreml jemals in Gang setzte, hieß nicht »Propaganda der Errungenschaften«, sondern Glasnost - Offenheit beim Guten und beim Bösen bis zu den bittersten Wahrheiten. Man darf auf Putins Glasnost gespannt sein.

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