Ost-Bodenpreise ziehen weiter an

Die BVVG hat 2013 über 36 000 Hektar an Landwirtschaftsflächen privatisiert

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Bund kann zufrieden sein mit der Bodenprivatisierung im Osten. 2013 brachte diese rund 436 Millionen Euro ein.

Den »Plan« habe man mehr als erfüllt, sagte Wilhelm Müller, Geschäftsführer der bundeseigenen Bodenverwertungs- und Verwaltungs-GmbH (BVVG), bei seiner Jahresbilanz am Donnerstag in Berlin. Die Gesellschaft, die im Auftrag der Bundesregierung einst sozialisierte ostdeutsche Landwirtschaftsflächen verkauft, konnte 2013 rund 436 Millionen Euro an das Finanzministerium abführen. Vorgenommen hatte man sich 370 Millionen.

Zu den Gründen für die aus BVVG-Sicht günstige Geschäftsentwicklung zählt der weiter gestiegene Marktpreis für Ackerland. Bei den zum Verkehrswert abgegebenen Flächen erzielte die BVVG nach Müllers Angaben im Schnitt rund 15 400 Euro pro Hektar, immerhin zwölf Prozent mehr als noch 2012. Die Preisspirale für Ackerböden dreht sich also weiterhin in atemberaubender Geschwindigkeit.

Schon seit Jahren klagen Landwirte und Landwirtschaftsverbände im Osten angesichts dessen, sich diese Preise nicht mehr leisten zu können und teils von nicht-agrarischen Marktteilnehmern ausgestochen zu werden. Und ebenso regelmäßig weist Müller etwaige Vorwürfe an die BVVG in dem Zusammenhang zurück - stets mit einer gehörigen Portion Medienschelte: »Weder ist die BVVG Preistreiber beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen, noch verkauft sie in Größenordnungen an sogenannte Investoren«, heißt es in seinem an Pressevertreter ausgegebenen Überblick. »Steigende Nachfrage und Preise« seien auch »keine ostdeutschen Trends«, sondern vollzögen sich weltweit.

Angetrieben werde die Preisentwicklung von einer Abnahme der Ackerflächen bei zugleich steigender Nachfrage, welche u. a. auf einem zunehmenden Landbedarf der Bioenergiebranche sowie der wachsenden Fleischproduktion beruhe, die einen hohen Flächeneinsatz erfordere. Für Müller sind diese Entwicklungen »kaum zu ändern«.

Müller und Co-Geschäftsführer Detlev Hammann legen allerdings Wert darauf, dass die BVVG »meist an ortsansässige Landwirtschaftsbetriebe« verkaufe. Von den 2013 insgesamt 36 100 veräußerten Hektar Boden gingen den Angaben zufolge etwa 15 800 zu begünstigten Preise an sogenannte Alteigentümer. Knapp 10 700 Hektar seien ohne Ausschreibung an Pächter gegangen, die die Flächen jetzt schon bewirtschaften und nach den Privatisierungsgrundsätzen (PG) von 2010 einen Anspruch auf Direkterwerb haben. Lediglich 8900 Hektar wurden nach Ausschreibungen verkauft. Die Ausschreibungslose hätten sich im Durchschnitt auf eher geringfügige 9,5 Hektar belaufen.

Die Schwierigkeiten mit den steigenden Bodenpreisen spiegeln sich allerdings darin, dass 65 Prozent der nach den PG zum Direkterwerb berechtigten Pächter ihre Kaufoption nicht zogen oder ziehen konnten. 36 Prozent von diesen schlossen einen erneuten Pachtvertrag über vier Jahre ab; 29 Prozent pachteten gleich für neun Jahre und verloren dadurch ihren Direktkaufanspruch. Und auch das Pachten ist abermals teurer geworden: Bei Neuverpachtung stieg der Jahrespreis 2013 gegenüber dem Vorjahr von 347 auf 389 Euro pro Hektar, bei Bestandspachten von 283 auf 311 Euro.

Vor dem Hintergrund dieser Preisentwicklung stehen die Länder Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern in Verhandlungen mit dem Bund. Sie wollen verbleibende BVVG-Flächen übernehmen, um strukturpolitisch eingreifen zu können - etwa durch einen über den BVVG-Horizont von 2025 hinausgehenden Privatisierungszeitraum oder einen Vorrang der Pacht gegenüber dem Verkauf. Laut Hammann gestalten sich diese Verhandlungen bisher aber eher schleppend - insbesondere die Gespräche mit Schwerin.

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