Halligalli und Spazierengehen geht bei mir nicht

Trainer Hans Zach will die Adler Mannheim aus jener Krise in der Deutschen Eishockey-Liga führen, in der die Eisbären Berlin noch stecken

  • Lesedauer: 4 Min.
Hans Zach hat seinen Ruhestand nach fast vier Jahren durch die Anstellung beim DEL-Klub Adler Mannheim beendet. Am Freitag 
gastiert der ehemalige Eishockey-Bundestrainer mit seinem Team bei den Eisbären Berlin, die sogar noch tiefer in der Krise stecken. Zach sprach zuvor mit Oliver Händler über Chancen für Talente, gefährliche Komfortzonen und seine Art, lauter zu sprechen als andere.

Nach Ihrer Einstellung als Trainer gewannen die kriselnden Adler Mannheim gleich zwei von drei Spielen. Ist das schon der Zach-Effekt?
Ich weiß nicht, wie der genau aussehen soll, aber die Mannschaft zieht gut mit und hat vollen Einsatz gezeigt. Das ist sehr wichtig, darum haben wir auch die Siege errungen.

Sind Sie mit allen Spielern zufrieden, schließlich hieß es vor ihrer Verpflichtung, einige hätten eine zu lasche Einstellung. Können Sie den Eindruck bestätigen?
Nein, ich bin zufrieden, die Einstellung stimmt bei den Spielern. Die stehen natürlich unter enormem Druck in Mannheim. Es sind auch sehr viele deutsche Spieler im Team, die das noch nicht so gewohnt sind. Am Dienstag haben wir gegen Düsseldorf nur mit vier Ausländern gespielt anstatt mit neun wie manch andere Mannschaften. Da muss man solche Äußerungen mit Vorsicht genießen. Hier spielen viele ganz billige Spieler, deutsche Talente. Viele kommen von den Jung-Adlern, also der Nachwuchsabteilung. Insofern passt alles.

Haben Sie Umstellungen im Team vorgenommen, verglichen mit den Aufstellungen Ihres Vorgängers?
Ich habe in jedem Spiel Umstellungen gemacht. Ich muss ja alle Spieler erst mal kennenlernen, das dauert seine Zeit.

Aber Sie wollen schon vermehrt auf die von Ihnen angesprochenen Nachwuchsspieler setzen?
Ich habe alle Spieler eingesetzt, alle haben Eiszeit von mir bekommen.

Am Freitag müssen Sie beim Titelverteidiger ran, den Eisbären Berlin. Die schwächeln selbst zur Zeit sogar noch stärker als die Adler. Macht das Ihre Aufgabe leichter oder schwerer?
Es macht sie schwerer, weil die Berliner dringend Siege brauchen. Und mit dem Rücken zur Wand erreicht man oft mehr, als wenn man in einer Komfortsituation ist.

Bedeutet das, dass Sie als Trainer auch ungern Komfortsituationen für Ihre Spieler schaffen?
Nein, das nicht unbedingt. Ich schaffe eine Basis des Vertrauens.

Sie haben selbst mal in Berlin gespielt. Denken Sie gern an diese drei Jahre zurück, oder haben Sie damals die Berge der Alpen vermisst?
Ich denke gern zurück. Wo ich auch gespielt habe, es war immer schön.

Sie sagten bei Ihrer Verpflichtung, dass Sie nur Mannheim gereizt hätte - wegen des tollen Umfelds. Das der Eisbären lässt sich doch auch sehen, oder nicht?
Mannheim hat das beste Umfeld, vor allem mit dem Nachwuchs bieten die Adler optimale Voraussetzungen. Das hat mich gereizt zurückzukommen.

Bei den Eisbären wird jetzt auch über den Trainer diskutiert. Wann ist es angebracht, einen Trainer auszuwechseln?
Das kann ich nicht beantworten

Können oder wollen Sie es nicht?
Ich will auch nicht. Ich sage doch niemandem, dass man irgendwann einen Trainer rausschmeißen soll.

Sie gelten als sehr aufbrausend. Das moderne Bild des guten Trainers ist da ein bisschen anders. Der will lieber Freund der Spieler sein. Wie gehen Ihre jungen Spieler, die so einen Trainer vom alten Schlag noch nie erlebt haben, mit Ihrer Art des Umgangs um?
Die danken Gott, dass sie das erleben dürfen. Die jungen Spieler hoffen, dass das nie mehr endet, weil sie endlich mal Zuneigung genießen. Die kriegen von mir Eiszeit wie von niemand anderem. Ich sage ihnen immer die Wahrheit ins Gesicht und ich bin kein böser Mensch für die Spieler, sondern ein Partner für sie.

Ein Partner, der gerne auch mal schreit?
So wirke ich vielleicht, aber ich spreche nur laut - und direkt.

Sie haben sich als kompromissloser Trainer bezeichnet. Schreiben Sie den Spielern alles vor: vom Spielsystem bis hin zur Schlafenszeit?
Nein, eben gar nicht. Ich kontrolliere keine Schlafenszeit, ich kontrolliere keine Essenszeit, aber in puncto Einsatz und hartes Arbeiten für die Mannschaft und für den Klub, da gibt es bei mir keine Kompromisse. Halligalli und Spazierengehen geht bei mir nicht.

Und wenn ein Spieler da nicht mitziehen will, ...
... kann er bei mir nicht spielen. So einfach ist das.

Sie haben 44 Monate lang keinen Verein trainiert. Hat sich Eishockey in dieser Zeit weiterentwickelt?
In der Tat, für technisch gute Einzelspieler wird es immer schwieriger sich durchzusetzen, weil die Athletik immer größer wird, das Tempo immer höher. Also muss man mannschaftlicher spielen, sehr athletisch und sehr einfach.

Haben Sie den Sport in Ihrer Auszeit beobachtet oder sich völlig rausgenommen?
Ich hatte mich völlig rausgelöst.

Fällt es Ihnen nun schwer, wieder reinzukommen?
Nein, weil ich weiß, wie Eishockey funktioniert.

Auch das neue Eishockey, das Sie gerade beschrieben haben?
Auch das neue Eishockey, das ja doch das alte ist.

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