Abschied von Scharon in Jerusalem

EU-Kritik an Siedlungsplan

  • Lesedauer: 2 Min.

Jerusalem. Israel nimmt Abschied von seinem früheren Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Sein Sarg wurde am Sonntag vor dem Parlament in Jerusalem aufgebahrt. Staatspräsident Schimon Peres legte feierlich einen Trauerkranz vor dem Sarg nieder, der in eine weiß-blaue israelische Flagge mit Davidstern gehüllt war. Hunderte von Bürgern kamen auf den Platz, um Scharon die letzte Ehre zu erweisen. Er war am Sonnabend nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. Der frühere Militär und Politiker hatte nach einem Schlaganfall acht Jahre im Koma gelegen. An diesem Montag ist eine offizielle Trauerfeier im Parlament vorgesehen, anschließend wird Scharon mit militärischen Ehren auf seiner Farm in der Negev-Wüste beigesetzt. Die USA sollen bei den Trauerfeierlichkeiten von Vizepräsident Joe Biden, Deutschland von Außenminister Frank-Walter Steinmeier vertreten werden. Steinmeier nannte Scharon am Wochenende einen »unermüdlichen Verteidiger seines geliebten Heimatlandes Israel«.

Israels Regierung hielt im Gedenken an ihn am Sonntag eine Schweigeminute ab. Das israelische Volk werde Scharon »für immer als einen der wichtigsten Anführer und mutigsten Kommandeure im Herzen behalten«, erklärte Regierungschef Benjamin Netanjahu. Verbittert äußerten sich Palästinenser. Auf Scharon warte nun Gottes Strafe, sagte das führende Fatah-Mitglied Dschamal Muhessen: »Er wird für seine Verbrechen bestraft werden, vor allem für Sabra und Schatila.«

Die Europäische Union hat derweil mit Besorgnis auf die Ankündigung Israels reagiert, neue Wohnungen für Siedler in den besetzten Palästinensergebieten bauen zu wollen. »Die Siedlungen sind nach internationalem Recht illegal, sind ein Hindernis für den Frieden und sie drohen, eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich zu machen«, erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Sonnabend. Sie forderte Israel auf, alle neuen Bauvorhaben in den besetzten Gebieten zu stoppen. Wie am Freitag bekannt wurde, plant die Regierung den Bau von mehr als 1800 weiteren Wohnungen. Die EU-Außenbeauftragte reist in dieser Woche in die Golfregion, wie aus Diplomatenkreisen in Brüssel verlautete. Stationen sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Saudi-Arabien, Oman und Katar.

dpa/AFP/nd

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