Wetten auf den Schnee von morgen

Mit viel Geld wurde im Harz ein modernes Wintersportgebiet aufgebaut - doch das Wetter bestätigt dessen Kritiker

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Sommer waren am Harzer Wurmberg für rund zwölf Millionen Euro neue Pisten und Lifte gebaut worden. Doch in diesem Winter gab es noch nicht einen einzigen Skitag in der Harzregion.

Keine Kälte, kein Schnee, keine Einnahmen: Wer im Harz üblicherweise vom Wintersport profitiert, braucht momentan viel Geduld und Nerven. Für die Lift- und Seilbahnbetreiber ist dieser Winter bisher eine einzige Enttäuschung. Grund ist das viel zu warme Wetter, das bisher jeglichen Wintersport verhindert hat. Bereits seit Wochen ist nach Angaben des Harzer Tourismusverbandes (HTV) im niedersächsischen Goslar keine der 50 Skipisten geöffnet und kein Meter Langlaufloipe gespurt. Dabei ist das Loipennetz laut HTV 524 Kilometer lang. Auch Rodelbahnen sind nicht präpariert.

In Schierke (Sachsen-Anhalt) am Fuß des 1141 Meter hohen Brockens hat es in letzter Zeit nur geregnet und gestürmt. »Wir hatten im Dezember mal ein Wochenende mit Schnee, das war›s«, sagt Ilona Baxmann, die die örtliche Tourist-Information leitet. Viele ambitionierte Wintersportler würden zwar auf Wandern umsteigen, aber der eine oder andere ist gar nicht erst angereist. »Momentan ist es relativ leer«, sagte Baxmann.

Am nahe gelegenen Wurmberg bei Braunlage (Niedersachsen) hat es noch keinen einzigen Skitag gegeben. Dabei waren im Sommer auf dem mit 971 Metern höchsten Berg Niedersachsens für rund zwölf Millionen Euro neue Pisten und Lifte gebaut worden. Beschneiungsanlagen sollten für Schneesicherheit sorgen. »Wir werden mehr als 100 Skitage im Winter haben«, hatte Investor Dirk Nüsse prognostiziert.

»Stattdessen ist es jetzt so gekommen wie befürchtet«, sagt Friedhart Knolle vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Umweltschützer hatten sich gegen den Ausbau des Skigebietes ausgesprochen - wegen des Naturverbrauchs und weil es im Harz wegen des Klimawandels ohnehin zu warm für Wintersport sei.

In Braunlage gibt es aber weiter Hoffnung. »Hier herrscht noch kein Alarm«, sagt Bürgermeister Stefan Grote (SPD). »Mit den Investitionen im Skigebiet sind wir auf dem richtigen Weg, auch wenn es derzeit wärmer ist als für die Jahreszeit normal.« Tourismus-Chef Christian Klamt räumt ein: »Der Winter hätte besser anfangen können.« Doch das Weihnachts- und Neujahrsgeschäft sei gut gewesen - auch ohne Schnee. Und den werde man ja am Wurmberg bald produzieren können.

Das hofft auch Seilbahnbetreiber Nüsse. Natürlicher Schnee ist vorerst zwar nicht zu erwarten. »Wenn die Voraussagen zutreffen, wird es in der kommenden Woche kalt genug, damit wir endlich die Pisten beschneien können.« Es müsse nur 72 Stunden einige Grade unter Null bleiben. Am 18. Januar soll es jedenfalls so weit sein: »Dann wird die Saison im ganzen Skigebiet am Wurmberg eröffnet.« Doch Schneekanonen bedeuten zusätzliche ökonomische und ökologische Kosten. dpa/nd

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