Das Millionen-Bon-Bon

Kurt Stenger über die Gesetzestreue von Großbanken

Seit Jahresbeginn dürfen in der EU die Boni von Bankern nur dann höher sein als ihr fixes Grundgehalt, wenn die Hauptversammlung dem zugestimmt hat. Das gilt für Einkommensmillionäre - die Begrenzung bei den variablen Zusatzvergütungen dürfte also keinen der bis zu 35 000 Betroffenen vor nennenswerte Geldprobleme stellen. Dennoch lehnt die Branche die Regelung rundweg ab. Er habe »überhaupt kein Verständnis« für den Eingriff der Politiker in die Gehaltsentscheidungen der Banken, schimpfte etwa Jürgen Fitschen, Ko-Chef der Deutschen Bank. Und so verwundert es auch nicht, dass die Bundesfinanzaufsicht den Banken bei der Umsetzung der Gehaltsregeln die Noten »schlecht« bis »desolat« ausstellt. Außerdem arbeiten zahlreiche EU-Großbanken bereits an neuen Gehaltsmodellen, mit denen die Regeln umgangen werden können.

Nun kann man darüber streiten, ob die Begrenzung von Boni tatsächlich die allzu riskanten Spekulationsgeschäfte der Großbanken eindämmt und die Steuerzahler vor neuen milliardenschweren Rettungsaktionen schützt. Oder ob nur Politiker der Öffentlichkeit Aktionismus vorgaukeln. Aber wie die Banken mit einem gültigen Gesetz umgehen, zeigt auf, was in den Vorstandsetagen gedacht wird: Was interessiert mich das Geschwätz der Politiker - mir geht es um mein Millionen-Bon-Bon!

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