Morden im Akkord

Im Kino: »Das radikal Böse« von Stefan Ruzowitzky

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Stefan Ruzowitzkys neue Dokumentation »Das radikal Böse« über das Wüten deutscher Einsatzgruppen in Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs meint mit dieser Binsenweisheit auch die Gewöhnung hin zum Tier.

Denn nicht nur können wir früher oder später noch die bodenlosesten Ungerechtigkeiten akzeptieren. Es ist zudem ein Leichtes, die Tür zu unserer notdürftig eingeschlossenen, aber niemals gebändigten inneren Bestie aufzustoßen: »Bei den ersten Wagen hat mir etwas die Hand gezittert, als ich geschossen habe. Aber man gewöhnt sich an das. Beim zehnten Wagen zielte ich schon ruhig und schoss sicher auf die vielen Frauen, Kinder und Säuglinge.«

Es schrieb diese Zeilen kein notorischer, gesuchter Psychopath, sondern ein in den 1940er Jahren an der Ostfront eingesetzter, treu sorgender Familienvater und hochdekorierter Soldat aus Deutschland. Den Säuglingsmord rechtfertigt er mit den eigene...


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