Fall soll neu geprüft werden

Raubkunst in München?

  • Lesedauer: 2 Min.

Nachfahren eines jüdischen Bankiers wollen ein Bild aus der Alten Pinakothek in München zurück. Die Erben fordern den Angaben der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zufolge die Herausgabe des »Zitronenscheibchens« des niederländischen Malers Jacob Lucacz Ochtervelt. Die Sammlungen prüfen die Rückgabe-Forderungen, über die am Dienstag die »Süddeutsche Zeitung« berichtete.

»Wir sind jetzt dabei, dass der gesamte Fall noch einmal überprüft wird«, sagte Generaldirektor Klaus Schrenk. Bislang war das Museum davon ausgegangen, das rund 600 000 Euro teure Bild rechtmäßig zu besitzen. »Es gehört den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und wir verschenken Bilder nicht«, hatte Schrenk in dem ARD-Magazin »Kontraste« in der vergangenen Woche gesagt - bevor ihm vor laufender Kamera dem Museum bis dato unbekannte Dokumente unter die Nase gehalten wurden. »Wir überprüfen, ob sich neue Fakten aus den Unterlagen ergeben«, sagte Schrenk.

»Das Zitronenscheibchen« kam nach Angaben Schrenks 1992 mit der Sammlung Fritz Thyssen in den Besitz der Staatsgemäldesammlungen. »Bislang sind wir davon ausgegangen, dass kein Restitutionsfall vorliegt«, sagte Schrenk. Jetzt soll die Provenienzabteilung der Sammlungen anhand der nun vorliegenden Vermögensaufstellungen aus den 1940er Jahren prüfen, ob das wirklich der Fall ist.

Seit 2002 haben die Staatsgemäldesammlungen nach Angaben Schrenks zwölf Bilder restituiert. Weitere Streitfälle beschäftigen die Pinakotheken. Einer ist inzwischen auch vor der Limbach-Kommission gelandet, die sich mit strittigen Fällen möglicher Nazi-Raubkunst befasst. Dabei handelt es sich um eine Auseinandersetzung über das Gemälde »Drei Grazien« von Lovis Corinth.

Außerdem gebe es vier weitere Fälle, die aus Sicht der Pinakotheken abgeschlossen sind, aus Sicht der Erben aber nicht, sagte Schrenk. Einer davon ist der jahrelange Streit um das Picasso-Gemälde »Madame Soler«. Die Erben des jüdischen Kunstsammlers Paul von Mendelssohn-Bartholdy wollen das Bild zurück - die Pinakothek der Moderne will es behalten. dpa/nd

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