Wer das Stadtschloss wirklich zerstörte

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Potsdam. Mit versteinerter Mine sah die CDU-Landtagsfraktion gestern zu, wie es Linke waren, die mit ihren Reden beim großen Festakt zur offiziellen Eröffnung des neuen Landtags inhaltlich Schwerpunkte setzen konnten. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nutzte die Gelegenheit, der DDR vorzuwerfen, die demonstrative Sprengung des Berliner und des Potsdamer Stadtschlosses »im bewussten Bruch mit der Geschichte« verübt zu haben. Und für den Architekten des Neubaus, Peter Kulka, zeigte die Sprengung, was »totalitäre System an Zerstörung anrichten können«. Dass die Zerstörung des historischen Potsdamer Stadtschlosses aber durch britische und US-amerikanische Bomben erfolgte und 1959 keineswegs das Schloss, sondern vielmehr seine ausgebrannten Reste auf SED-Politbürobeschluss beseitigt worden waren, konnten die Zuhörer der Rede von Helmuth Markov (LINKE) entnehmen, der letztmalig offiziell als Finanzminister und damit als Bauherr des Landtagsschlosses auftrat. Laut Markov war an diesem für Potsdam und seine historische Mitte so verhängnisvollen 14. April 1945 der Zweite Weltkrieg nach Potsdam zurückgekehrt, in jene Stadt, in der er am Tag von Potsdam im März 1933 gleichsam seinen Ausgang genommen hatte. Geführt worden sei er von Deutschland in einer »faschistischen, menschenverachtenden Geisteshaltung«. 1700 Tonnen Bomben fielen auf die Stadt Potsdam, erinnerte Markov. Sie töteten rund 1500 Menschen, machten 60 000 obdachlos und vernichteten 85 Prozent des Zentrums. »Vom Stadtschloss blieb bis auf die äußere Ummauerung nichts übrig.« Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große (LINKE) sprach von der »großen Lust an der Farbe Rot«, die sich beim Bau und auch bei der Eröffnung bei den Besuchern gezeigt habe. nd/winei

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