nd-aktuell.de / 22.01.2014 / Brandenburg / Seite 10

Zwischen Schule und Jobvermittlung

Bezirksbürgermeister Stefan Komoß will Modellprojekt für angehende Azubis in ganz Berlin

Klaus Teßmann
Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen in Marzahn-Hellersdorf geht zurück. Mit verschiedenen Programmen will der Bezirk die Zahlen weiter senken.

Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist die Arbeitslosigkeit für Jugendliche unter 25 Jahren in den vergangenen zwei Jahren um 31 Prozent gesunken. Diese optimistischen Zahlen stellte Bürgermeister Stefan Komoß (SPD) unlängst bei einem Pressegespräch vor. Bei gleichbleibenden Zahlen von Absolventen in den vergangenen zwei Jahren sei die Arbeitslosigkeit von 2656 Ende Dezember 2011 auf aktuell 1749 gesunken.

Rund 900 Jugendliche weniger in der Arbeitslosigkeit, »das ist ein Ergebnis, über das wir uns freuen können«, betonte Komoß. Nach den Kommunalwahlen war er mit dem ehrgeizigen Ziel angetreten, bis zum Jahr 2016 für alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu schaffen.

In jedem Jahr verlassen rund 1700 Jugendliche die Oberschulen. Das wird auch noch zwei bis drei Jahre so bleiben. Davon schließen 700 Jugendliche die Schule mit dem Abitur ab, rund 1000 verlassen die Integrierte Sekundarschule.

Bei den Abiturienten sieht Komoß auch weiter keine Probleme. Sie haben bisher immer allein einen Ausbildungs- bzw. Studienplatz gefunden. Probleme gab es immer bei der Sekundarschule. Im vergangenen Jahr haben demnach 700 Schüler ohne Abschluss oder mit schlechtem Zeugnis die Schule verlassen.

Für sie gibt es ein ganzes Paket von Maßnahmen. In enger Kooperation zwischen Bezirk, Arbeitsamt und Jobcenter wurde mit dem »Matchpoint« ein Beratungszentrum geschaffen. Dort sitzen Mitarbeiter dieser drei Bereiche und beraten Oberschüler, Eltern und Lehrer. Komoß wertete diese Aktion als einmalig in Deutschland. Auch der Senat sieht in dem Büro ein Modellprojekt für ganz Berlin.

»Ziel ist es, die Jugendlichen schon in der Oberschule zu erreichen, ihre Stärken und Schwächen herauszufinden«, betonte Komoß. Schließlich soll dann der richtige Ausbildungsplatz gefunden werden. Dabei hilft auch der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis. »Heute müssen sich die Unternehmen um den Nachwuchs bemühen«, führte Komoß aus. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders, als die Unternehmen aus einer Vielzahl an Bewerbern auswählen konnten. So vermittelt der Matchpoint beispielsweise auch Schüler in Praktikumsplätze. 111 Unternehmen haben sich dort angemeldet und bieten 158 Plätze an.

Er erwartet nach diesem Schuljahr weitere positive Ergebnisse. Denn inzwischen setzt die Beratung bereits in der 7. Klasse mit dem Programm »Komm auf Tour« ein. Dabei können die Schüler erste Erfahrungen in Betrieben sammeln. Alle Schüler der 8. und 9. Klassen werden individuell für eine Berufswahl vorbereitet. Komoß verweist auf ein besonderes Ergebnis: Alle Eltern wurden angeschrieben, bei 1000 Briefen hatte das Bezirksamt einen Rücklauf von rund 850.

Auch das Praxislernen ist neu für die Schüler der Sekundarschule. Wenn in der 7. Klasse schon eingeschätzt werden kann, dass sie einen Abschluss nicht schaffen werden, dann gehen sie für ein bis zwei Tage zur Arbeit in eine Firma.

Die Bewertungen aus dieser praktischen Arbeit fließen dann in das Abschlusszeugnis ein. »Rund zehn Prozent eines Jahrgangs«, so Komoß, werden auf diesem Wege zu einem Schulabschluss geführt. Dafür wurden 49 Stellen in Unternehmen im Bezirk geschaffen. Die ersten Ergebnisse aus diesem Praxislernen sind im Sommer zum Schulabschluss zu erwarten. »Wir haben ausreichend Ausbildungsplätze und können auch Jugendlichen mit schlechten Abschlüssen einen Platz anbieten«, sagte Komoß. Er hofft darauf, dass dieses Modell schließlich zu einer Jugendberufsagentur für ganz Berlin ausgebaut werden kann.