nd-aktuell.de / 22.01.2014 / Politik / Seite 1

Zwei Tote bei Protesten in Kiew

Opposition spricht von Treffer durch Scharfschützen / Weiterer Toter nach Sturz aus großer Höhe / Polizei stürmt Barrikaden

Kiew. Bei erneuten Zusammenstößen von Demonstranten und der Polizei in Kiew sollen mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen sein. Die ukrainischen Behörden bestätigten am Mittwochmorgen den Fund einer Leiche im Zentrum der Hauptstadt. Dass der Körper - wie von örtlichen Medien berichtet - Schussverletzungen aufweisen soll, bestätigte das Innenministerium in Kiew aber zunächst nicht.

Zuvor hatte der medizinische Dienst der Protestbewegung mitgeteilt, dass der Mann von einem Scharfschützen der Polizei angeschossen worden und an seinen Verletzungen gestorben sei. Ein zweiter Mann soll beim Klettern aus 13 Metern Höhe zu Tode gestürzt sein. Der 22-Jährige sei von Polizisten gejagt worden, behauptete ein Sprecher der Regierungsgegner.

Im Fernsehen war live zu sehen, wie die Polizei am Morgen im Stadtzentrum Barrikaden der Regierungsgegner stürmte. Mehrere Oppositionelle seien bei dem Einsatz, der kurz nach 7 Uhr auf der Gruschewski-Straße begonnen habe, festgenommen worden, hieß es in den Berichten.

Die Regierung hatte zuvor ein hartes Vorgehen gegen »Provokateure« angekündigt. Trotz Demonstrationsverbots harrten erneut tausende Regierungsgegner in der Nacht bei eisigen Temperaturen im Stadtzentrum aus. Vereinzelt schleuderten Demonstranten Steine und Brandsätze auf Polizisten, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.

Die Proteste der Opposition dauern bereits seit Ende November an. Die Demonstranten kritisierten die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Am Dienstag trat ein Gesetzespaket in Kraft, das die Rechte der Demonstranten einschränkt. Außerdem hatte ein Gericht Mitte vergangener Woche ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum von Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden dürfe. Agenturen/nd