Väter, Mütter, Leistungsträger

Regina Stötzel über Traumnoten für Leistungen für Traumfamilien

Die deutsche Leistungsträgertraumfamilie: Mann und Frau, verehelicht, gesegnet mit einer bestandserhaltenden Zahl an Kinderlein, beide gut ausgebildet und in regulären Vollzeitjobs mit überdurchschnittlicher Bezahlung tätig. Wenn der Papa auch noch ein bisschen modern ist und die Vätermonate nutzt, belohnt der Staat die perfekte Keimzelle der Gesellschaft mit 14 Mal 1800 Euro Elterngeld pro Kind.

Eine gute Milliarde lässt sich der Staat diese Maßnahme mehr kosten als das frühere Erziehungsgeld, das bis zu zwei Jahre an Habe- und Taugenichtse und sogar an Hartz-IV-Betroffene verschleudert wurde. Geld für Eltern, die es nötig haben? Wo kommen wir denn da hin! Schließlich muss die »Refinanzierungsquote«, also der Nutzen der Beglückten für die Volkswirtschaft, stimmen. Kein Wunder, dass das Elterngeld der »Welt« zufolge in der von der Regierung in Auftrag gegebenen Studie zu allen ehe- und familienbezogenen Leistungen die besten Noten erhält.

Spätestens mit dem verheerenden Paradigmenwechsel von der Sozialleistung Erziehungsgeld zur Lohnersatzleistung Elterngeld darf man sich, wenn von »Familien« die Rede ist, für die etwas getan werden soll, stets diesen feuchten Traum von Wirtschaft und Regierungen vor Augen führen. Er hat immerhin den von der Alleinernährerfamilie abgelöst - aber mit der Wirklichkeit auch nicht mehr zu tun.

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