Künstliche Intelligenz gegoogelt

Suchmaschinenbetreiber kauft Start-up-Unternehmen DeepMind

  • Lesedauer: 3 Min.
Google hat es zu seiner Mission erklärt, alle Informationen der Welt zu erfassen. Dabei könnte künstliche Intelligenz helfen. Jetzt kauft Google einen Spezialisten dafür.

New York. Google setzt groß auf künstliche Intelligenz. Der Internet-Konzern kauft die britische Firma DeepMind, die daran arbeitet, Computern das Denken beizubringen. Google bestätigte die Übernahme dem Technologieblog »Recode«. Ein Preis wurde in der Nacht zu Montag offiziell nicht genannt. Laut dem Online-Dienst »The Information« zahlte Google rund 500 Millionen Dollar und überbot Facebook - auch das soziale Netzwerk sei ebenfalls interessiert gewesen. Google richte nun einen Ethikrat ein, der dafür sorgen soll, dass die Technologie von DeepMind nicht missbraucht wird.

Schon länger wird spekuliert, Google könnte zu künstlicher Intelligenz greifen, um seine großen Datenbestände besser auszuwerten. Das Unternehmen entwickelt unter anderem den Dienst Now, der als eine Art persönlicher Assistent seiner Nutzer gedacht ist. Das Programm weist diese zum Beispiel darauf hin, wenn ein Verkehrsstau einen Termin verzögern könnte. Die Technologie könnte Googles selbstfahrenden Autos zugutekommen, die riesige Datenmengen auswerten müssen.

Der Konzern hatte wiederholt erklärt, man wolle den Kunden die richtige Antwort für jede Situation bieten - oft noch bevor sie überhaupt wüssten, dass sie eine Frage haben. Schon bei der Internet-Suche versucht Google, sich bei der Anzeige von Ergebnissen auf den aktuellen Kontext wie Ort, Tageszeit oder Interessen des Nutzers zu stützen.

Über DeepMind ist nicht viel bekannt. Gründer ist Demis Hassabis, ein einstiges Schach-Wunderkind. Er ist laut »Financial Times« 37 Jahre alt, entwickelte Simulationsspiele und studierte Neurowissenschaften. Auf der Webseite des Start-up-Unternehmens heißt es, man verbinde die besten Techniken des maschinellen Lernens und der Neurowissenschaften, um »lernende Algorithmen« zu entwickeln.

Google wie auch Facebook unterhalten bereits eigene Abteilungen für künstliche Intelligenz. Bereits 2012 holte Google den Futuristen Ray Kurzweil an Bord, der in diesem Bereich forscht. Derzeit geht es in der Forschung darum, dass Computer eigenständig Probleme lösen. Es gibt große Skepsis, ob Computer jemals wie Menschen denken können. Am vielleicht weitesten ist das IT-Urgestein IBM mit seiner Supercomputer-Technolgie »Watson«, die menschliche Sprache versteht. »Watson« wurde berühmt durch seine Auftritte in der US-Quizshow »Jeopardy«, wo das Computerhirn vor drei Jahren seine Kontrahenten aus Fleisch und Blut ausstach und eine Million Dollar gewann. Obwohl die Aufmerksamkeit riesig war, blieben viele der erhofften Folgeaufträge von Firmen aus.

Anklänge von künstlicher Intelligenz finden sich mittlerweile sogar in Alltagsgeräten. So hat Apple die sprechende iPhone- und iPad-Assistentin »Siri« mit einem Hauch eigener Persönlichkeit programmiert.

Für Google ist der DeepMind-Kauf der nächste Schritt bei Zukunftstechnologien. Für ein Roboterprojekt kaufte man schon mehrere Spezialfirmen zusammen. Zudem erwarb der Konzern kürzlich die Haushaltstechnikfirma Nest, einen Anbieter digitaler Thermostate und Rauchmelder. Zu Google kommen damit die Daten von den installierten Geräten - Nest wertet sie aus, um die Technik zu verbessern. dpa/nd

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