Ben Bernankes letzte Aktion

US-Notenbank Fed kürzt Anleihenkaufprogramm

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Der US-Wirtschaft geht es derzeit gut. Doch die Währungen von Schwellenländern wie der Rubel leiden am Ende unter der lockeren Geldpolitik der USA.

Es war die letzte Sitzung des scheidenden US-Notenbankchefs Ben Bernanke. Die wollte der 60-jährige Pragmatiker nutzen - für den Ausstieg aus der allzu lockeren Geldpolitik. Ungeachtet der Turbulenzen um die Währungen der Schwellenländer entschied die US-Notenbank Fed am Dienstagabend, ihr Anleihenkaufprogramm erneut zu reduzieren. Die Börsen reagierten daraufhin nervös, der russische Rubel stürzte währenddessen am Mittwoch gegenüber dem Euro auf ein Rekordtief.

Länder wie Brasilien, Türkei und Indien waren bis vor kurzem noch Nutznießer der Dollarflut und niedriger Zinsen in den USA. Investoren pumpten deswegen ihr Kapital in die Schwellenländer. Doch seitdem die Fed mit ihrem Kurswechsel ernst macht, geraten diese Volkswirtschaften unter Druck. Nun wird Kapital aus den Schwellenländern abgezogen und die Wechselkurse ihrer Währungen rutschen ab.

Nach dem argentinischem Peso und der türkischen Lira traf es am Mittwoch den russischen Rubel besonders hart. Er fiel gegenüber dem Euro auf einen historischen Tiefststand. So kostete ein Euro am Ende des Tages 48,1 Rubel, am Donnerstag waren es zeitweilig sogar 48,2 Rubel. Im März 2013 noch hatte man für einen Euro lediglich 38,8 Rubel bekommen. Seitdem wertete der Rubel fast kontinuierlich ab.

Diese Nebenwirkungen ihrer Geldpolitik stören die Fed nicht. Schließlich ist die wichtigste Notenbank der Welt nur dem Wohle der US-Wirtschaft verpflichtet. Und diese befindet sich auf einem guten Pfad. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote in den USA bei 6,7 Prozent. Zum Vergleich: Nach dem Ausbruch der Finanzkrise erreichte sie im Oktober 2009 zehn Prozent.

Wegen dieser guten Entwicklung senkte die Fed das Volumen ihrer Anleihenkäufe um zehn Milliarden Euro. Statt 75 Milliarden will sie ab Februar nur noch 65 Milliarden Euro im Monat für Staatsanleihen und Hypothekenpapiere ausgeben. Bereits im Dezember 2013 hatte die US-Notenbank ihr Programm um zehn Milliarden Euro gedrosselt.

Den Leitzins will die Fed jedoch vorerst nicht anheben. Seit 2008 befindet er sich auf dem Rekordtief von Null bis 0,25 Prozent. Daran wollen die obersten Währungshüter nichts ändern, solange die Arbeitslosenquote sich über 6,5 Prozent befindet. Auch haben die Notenbanker keine Angst vor einer Inflation. Sie gehen in ihrer Mitteilung von Mittwoch davon aus, dass die Teuerungsrate in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht mehr als 2,5 Prozent betragen wird. Derzeit liegt sie bei 1,5 Prozent.

Am von Ben Bernanke eingeschlagenen Kurs wird auch seine Nachfolgerin Janet Yellen voraussichtlich nichts ändern. Sie gilt zwar als eine Verfechterin der Politik des billigen Geldes. Doch erwartet sie für 2014 ein kräftiges Wachstum von mindestens drei Prozent der US-Wirtschaft, teilte Yellen dem »Time Magazine« mit. Das ist eine Ansage für ihren Amtsantritt am 1. Februar.

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