Prozess wegen Völkermordes in Ruanda

Mutmaßlicher Drahtzieher in Paris vor Gericht

  • Lesedauer: 1 Min.

Paris. 20 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda wird erstmals in Frankreich einem mutmaßlichen Verantwortlichen des Genozids der Prozess gemacht. Vor einem Pariser Schwurgericht begann am Dienstag der Prozess gegen den ruandischen Exoffizier Pascal Simbikangwa. Er soll laut Anklage mitverantwortlich für Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein. Bei dem Genozid waren 1994 etwa 800 000 Menschen getötet worden.

Simbikangwa, der seit einem Unfall 1986 querschnittsgelähmt ist, wurde im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht. Der 54-Jährige stellte sich als früherer Hauptmann der ruandischen Armee und des ruandischen Geheimdienstes vor. Simbikangwa soll laut Anklage zu dem Völkermord an der Minderheit der Tutsi aufgehetzt und diesen mitorganisiert haben, unter anderem, indem er Milizen bewaffnet habe. Der Angeklagte, dem lebenslange Haft droht, weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess ist auf sechs bis acht Wochen angesetzt. Simbikangwas Anwälte kündigten am Dienstag an, eine Verfahrenseinstellung wegen ungleicher Bedingungen für Anklage und Verteidigung beantragen zu wollen. Die Anwälte kritisierten den Prozess zudem als politisch motiviert. Die ruandische Regierung, die aus Tutsi-Rebellen hervorging, hatte Frankreich lange Zeit vorgeworfen, die Verantwortlichen des Völkermordes unterstützt zu haben. Nach einem mehrjährigen Bruch der diplomatischen Beziehungen haben sich beide Länder inzwischen wieder angenähert. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal