nd-aktuell.de / 06.02.2014 / Politik / Seite 14

Ein Extremist besucht Malchin

Mitten in Mecklenburg wurde ein Seehund gesichtet - er schwamm die Peene entlang

Winfried Wagner, Malchin
Seehunde sind schon an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns sehr selten. Geradezu als »Sensation« bewerten Experten jedoch, dass jetzt ein Tier mitten in Mecklenburg auftaucht.

Ein Tiererlebnis der besonderen Art in Mecklenburg-Vorpommern: Einwohner haben am Dienstagnachmittag in Malchin (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) einen Seehund gesichtet. »Das Tier lag am Eingang des Peene-Kanals auf dem Eis und fraß Fisch«, sagte der Malchiner Torsten Gertz am Mittwoch. Es sei die erste Beobachtung eines Seehundes aus der Ostsee im Binnenland Mecklenburg-Vorpommerns, sagte Christof Herrmann, Robben-Experte beim Landesamt für Naturschutz in Güstrow. »Das ist extrem selten.«

Das Tier muss rund 100 Kilometer die Peene flussaufwärts geschwommen sein, vermutete Gertz. Dabei durchquerte der Seehund, der bei Kösters Eck abgelichtet wurde, auch den Kummerower See.

Seehunde kommen in der Ostsee deutlich seltener vor als in der Nordsee. »Die nächste Population liegt im Süden Dänemarks und umfasst rund 1500 Tiere«, erklärte Herrmann. Sorgen muss man sich aber nicht um den Seehund machen, sagte Eva Baumgärtner von der Seehundstation Friedrichskoog (Schleswig-Holstein). »Die Seehunde folgen einfach dem Fisch und finden auch nach mehreren Tagen wieder mühelos hinaus ins Meer.«

Die Sichtung des Tieres in Malchin ist für Christof Herrmann jedenfalls eine »Sensation«, auch wenn die Peene nur sehr geringes Gefälle und keine Schleusen habe. »Seehunde bewegen sich - anders als Kegelrobben, die viel mehr wandern - normalerweise nur rund 50 Kilometer um ihre Liegeplätze herum.« Der nächste Seehund-Liegeplatz in der Ostsee liege aber weit entfernt bei Gedser in Dänemark. So weit im hiesigen Binnenland habe es seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1950er Jahren noch keine Meldung gegeben. »Nur in den 1970er Jahren waren Seehunde aus der Nordsee über die Elbe bei Magdeburg und sogar bei Dresden gesichtet worden«, sagte der Experte des Landesumweltamts Güstrow. Seehunde von der Nordsee werden ohnehin relativ häufig in Flüssen wie der Elbe oder der Weser landeinwärts entdeckt. Sogar Schleusen seien kein Problem für gesunde Tiere.

Der Malchiner »Gast-Seehund« wurde am Mittwoch zunächst nicht wieder gesehen. »Er war heute früh verschwunden«, sagte Wolfgang Bremer. Er betreibt bei Kösters Eck, wo sich der Dahmer Kanal und die Ostpeene treffen, einen maritimen Laden. dpa/nd