nd-aktuell.de / 06.02.2014 / Kommentare / Seite 6

Danke NSA!

René Heilig über die Nr. 388, die uneingeschränkte Solidarität und transatlantische Freundschaft

Spätestens ab 2002 soll der damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder als Nummer 388 auf der Abhörliste der National Security Agency (NSA) gestanden haben. Vor Monaten hätte diese Nachricht zu empörten Reaktionen und einem medialen Sturm der Entrüstung geführt. Heute überrascht das nicht einmal mehr den Ausspionierten. Schließlich ging es seiner Nachfolgerin im Amt ebenso. 80 Millionen Bürger in diesem Land sind von den USA ebenso zu nachrichtendienstlichem Freiwild erklärt worden.

Dank Edward Snowden sind unsere dunklen Ahnungen bestätigt worden. Die US-Dienste machen nicht nur das, was sie dürfen, sondern das, was sie wollen. Die NSA ist zu allem fähig.

Warum hat man Schröder abgehört? »Wir hatten Grund zur Annahme, dass er nicht zum Erfolg der Allianz beitrug«, sagte ein Insider. Wie das? Nur weil der SPD-Mann die Bundeswehr nicht direkt in den vom US-Präsidenten Bush 2003 begonnen Krieg gegen Irak geschickt hat? Nur weil er - um im Wahlkampf zu punkten - sich als Gegner des Krieges ausgab?

Die USA mussten es besser wissen, denn es waren Schröder und seine damalige rot-grüne Regierung, die alle Deutschen pauschal zu »uneingeschränkter Solidarität« mit den USA verpflichteten, nachdem Terroristen in New York und Washington Verheerendes angerichtet hatten. Schröders Regierung - allen voran Kanzleramtschef Steinmeier - ließ Heerscharen von US-Agenten in Deutschland freien Lauf. Man unternahm nichts gegen die Entführungen mutmaßlicher Terroristen, sondern lieferte Opfer zu. Man gab den USA alle Überflugrechte, zog die Besatzungen aus den fliegenden AWACS-Gefechtsständen nicht ab, sorgte für den reibungslosen Nachschub und die Sicherheit der US-Kasernen. Aus Bagdad berichteten täglich zwei BND-Agenten Kriegswichtiges direkt an den US-Stab in Doha ...

So seltsam es klingt - wir sollten uns auch bei der NSA bedanken. Dank ihr wissen wir etwas genauer, was echte transatlantische Freundschaft bedeutet. Welch Glück, dass wir in einer Wertegemeinschaft sind. Oder?