nd-aktuell.de / 06.02.2014 / Politik / Seite 7

USA bleiben größte Militärmacht der Welt

Institut für Strategische Studien sieht verstärkte Rüstungsbemühungen in China und ganz Asien

Olaf Standke
Trotz großer Rüstungsanstrengungen in China bleiben die USA nach Einschätzung des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London die entscheidende Militärmacht.

Die Militärausgaben in den asiatischen Ländern sind im Vorjahr erneut besonders stark gestiegen und lagen nach Herausrechnung der Inflation effektiv um 11,6 Prozent über jenen von 2010. Dafür seien vor allem China, Japan und Südkorea verantwortlich, wie aus dem am Mittwoch in London vorgelegten Jahresbericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien über das weltweite militärische Gleichgewicht hervorgeht. China weist dabei nach IISS-Angaben mit 112 Milliarden Dollar (83 Mrd. Euro) den zweitgrößten Militärhaushalt der Welt aus. Peking unternehme erhebliche Rüstungsanstrengungen, sagte IISS-Generaldirektor John Chipman bei der Vorstellung des 400-seitigen Reports »The Military Balance 2014«, der insgesamt 171 Länder erfasst. Weil die Ausgaben in Europa im vergangenen Jahr erneut um 2,5 Prozent sanken, müsse die NATO vor diesem Hintergrund ihre Kooperation verstärken. Allerdings: China werde beispielsweise Ende des Jahrzehnts vermutlich über drei einsatzfähige Flugzeugträger verfügen, die USA haben schon heute elf atomgetriebene Flugzeugträger - und sie verlagern nach IISS-Analyse mehr und mehr militärische Kapazitäten in die Region..

Die Vereinigten Staaten blieben auf absehbare Zeit die unangefochtene Nr. 1 unter den Militärmächten. Die Beendigung des Krieges in Irak und die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise haben zwar zur Reduzierung der Etats für Rüstung und Soldaten geführt, doch mit 600 Milliarden Dollar lägen sie weiter deutlich voraus, so der Bericht. Damit gibt Washington fast genauso viel für Militär aus wie die nachfolgenden 14 Staaten im IISS-Ranking zusammen. Hinter Russland (68,2 Mrd.), Saudi-Arabien (59,6 Mrd.), Großbritannien (57 Mrd.), Frankreich (52,4 Mrd.) und Japan (51 Mrd.) folgt Deutschland in dieser Statistik mit 44,2 Milliarden Dollar auf Platz acht. Trotz einer Staatsverschuldung von über 17,5 Billionen Dollar überweist die Obama-Regierung umgerechnet etwa 3,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes an die US-Streitkräfte. In China liegt diese Rate bei rund 1,3 Prozent. Weltweiter Spitzenreiter ist hier Afghanistan mit 13,8 Prozent, gefolgt von Oman (11,7), Saudi-Arabien (8) und Irak (7,2).

Die Rüstungsanalysten des Beratungsunternehmen IHS gehen davon aus, dass die Militärausgaben nach Rückgängen in den vergangenen Jahren 2014 weltweit wieder ansteigen werden. Die Verteidigungsbudgets der 77 untersuchten Staaten dürften bei insgesamt 1,55 Billionen Dollar liegen, heißt es in einer jetzt in Paris vorgelegten Studie. Auch Paul Burton von der IHS-Verteidigungssparte Jane's sieht neben dem Nahen Osten und Russland vor allem Asien als »Motor des erwarteten Wachstums«. Nach Einschätzung des IISS werden dabei Kampfdrohnen eine immer größerer Rolle spielen. Weil sie immer kostengünstiger würden, seien sie inzwischen auch finanzschwächeren Ländern und Unternehmen zugänglich. Damit würden auch die rechtlichen und ethischen Diskussionen über den Einsatz solcher Flugkörper an Schärfe gewinnen. Dass eine »tödliche Aktion von einer Maschine entschieden« wird, bleibe eine Grenze, die wahrscheinlich weder die Öffentlichkeit noch die Gesetzgebung bereit sind zu überschreiten.