nd-aktuell.de / 06.02.2014 / Politik / Seite 4

Aufseherin

Sabine Lautenschläger wird Vize-Vorsitzende der europäischen Bankenaufsicht.

Guido Speckmann

»Niemand kann vollständig die Entwicklung der Märkte vorhersehen«, sagte Sabine Lautenschläger 2008. Da hatte sich die 2007 in den USA ausgebrochene Immobilienkrise bereits zu einer globalen Finanzkrise ausgeweitet. Staaten werden durch Banken in Geiselhaft genommen, Verluste sozialisiert, während die Gewinne in privater Hand verbleiben. Auch in Deutschland sind Bankhäuser von der Krise betroffen. Vorneweg die IKB und die Hypo Real Estate. Für ihre Aufsicht ist zu dieser Zeit Sabine Lautenschläger als Leiterin der Abteilung »Aufsicht über Großbanken und ausgewählte Kreditbanken« der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zuständig. Von der sich abzeichnenden Finanzkrise und von den Gefahren für die von ihr kontrollierten Banken will sie indes nichts gewusst haben.

Fraglich also, ob die 49-Jährige für ihren neuen Job die beste Wahl ist. Das ebenfalls neue Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank nahm am Mittwoch auch die Hürde im Europarlament für den Vizevorsitz der ab November tätigen Bankenaufsicht für die Eurozone. Die Ernennung durch die EU-Staaten gilt als Formsache. Zuständig ist Lautenschläger dann für die Überwachung von 130 europäischen Geldhäusern. Immerhin kann die als gut mit den Banken vernetzt geltende Lautenschläger auf eine lange Karriere als Bankenaufseherin zurückblicken. Dafür schlug sie Jobangebote von Banken mit deutlich besseren Gehältern aus. Der Aufsichtsjob sei, so die Mutter einer Tochter, eine unglaublich interessante Arbeit, weil der Aufseher mit den sich rasant weiterentwickelnden Finanzmärkten und den sich anpassenden Instituten Schritt halten müsse.

Lautenschlägers Verständnis ihrer Aufgabe ist dennoch zweifelhaft. Als der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im Winter 2009/10 über die Verschärfung der internationalen Eigenkapitalunterlegungsvorschriften beriet, rühmte sie sich als deutsche Vertreterin zusammen mit ihrem Kollegen von der Bundesbank, sie hätten »wichtige deutsche Positionen« zugunsten »des deutschen Finanzsektors« durchgesetzt.