Spieler durch und durch

Pape Diouf will Bürgermeister von Marseille werden.

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer durch die südfranzösische Hafenstadt Marseille spaziert, wird schon nach wenigen Schritten mehr Trikots des Fußballklubs Olympique gesehen haben als dessen Mannschaft Spieler hat. Der Verein ist mit seiner zum fast täglichen Sonnenschein passenden Farbe Himmelblau im Stadtbild omnipräsent. Da wundert es auch nicht, dass ein einstiger Klubchef nun Bürgermeister von Marseille werden will. Pape Diouf nimmt sich vor, als unabhängiger Kandidat bei der Kommunalwahl Ende März auch »dieses Spiel zu gewinnen«. Als Mensch mit dunkler Hautfarbe ist das in der Hochburg der rechtsradikalen Front National kein leichtes Unterfangen.

Der Sohn senegalesischer Eltern könnte der erste Stadtchef der Millionenmetropole mit dunkler Hautfarbe werden. Für seine mögliche Zeit im Rathaus hat der 62-Jährige einiges vor. Die Stadt müsse »erneuert« werden. »Sie verdient etwas anderes als dieses Image von Gewalt und Armut, das ihr anhängt.« Immer wieder machen vor allem die Vororte von Marseille mit blutigen Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden auf sich aufmerksam.

Diese Probleme kennt Diouf zur Genüge. Im Alter von 18 Jahren kam er nach Marseille und begann als Journalist für die kommunistische Lokalzeitung »La Marseillaise« zu arbeiten. Von Beginn an beschäftigte er sich mit Olympique - kurz OM. Er selbst spielte in seiner Jugend Basketball, doch der Fußball war immer schon eine Leidenschaft von ihm. Die Tätigkeit des Sportagenten brachte ihn dann zu OM. Von 2005 bis 2009 war er schließlich Präsident des erfolgreichen Vereins.

Den Fußball will Diouf nun auch bei seinem Wahlkampf nutzen, als Vorbild für eine Politik der Überbrückung der »sozialen Risse«. Er ordnet sich selbst »weder links noch rechts« ein, obwohl Diouf bei der Präsidentschaftswahl 2012 François Hollande unterstützt hatte. Der versuchte nun, den Ex-Klubchef von einer Kandidatur neben dem Sozialisten Patrick Mennucci abzuhalten. Mit solchen Spielchen will Diouf aber nichts zu tun haben.

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