Dresden zieht Erfolgsbilanz mit Abstrichen

13. Februar nahezu nazifrei

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.

Einen Tag nach dem Gedenken an die Zerstörung Dresdens hat das Bündnis »Dresden nazifrei« eine vorwiegend positive Bilanz gezogen. Das Ziel, den 13. Februar in diesem Jahr ungestört von Veranstaltungen der rechten Szene begehen zu können, habe man erreicht, sagte Sprecher Silvio Lang: »Dieses Datum haben wir den Nazis genommen.« Nazis hatten seit 1998 regelmäßig versucht, das Gedenken zu vereinnahmen. Ihr »Trauermarsch« entwickelte sich zu einem der größten Events der Szene in Europa. 2010 gab es erstmals erfolgreiche Blockaden. Nun hatten die Nazis ihre Kundgebung kurzfristig abgesagt. Obwohl Blockaden damit überflüssig waren, verzeichnete der »Mahngang Täterspuren« mit 3200 Menschen einen Teilnehmerrekord. Zur von der Stadt ausgerichteten Menschenkette kamen 11 000 Bürger. Dresden habe, sagte Lang, »einen guten Tag erlebt«.

Er räumte freilich ein, dass die Freude über die erfolgreichen Aktionen am 13. Februar durch Ereignisse am Vorabend »eingetrübt« sei. Am 12. Februar hatte es einen Fackelmarsch gegeben, an dem nach Schätzung des Bündnisses 350 Nazis teilnahmen und der an Schloss und Rathaus vorbeiführte. 1000 Gegendemonstranten gelang es nicht, den Marsch zu blockieren: »Das ist nicht so gelaufen, wie wir das erwartet und gewünscht haben«, sagte Lang und räumte ein, das Bündnis habe die Aktion »unterschätzt«. DGB-Landesvize Markus Schlimbach warf der Stadt zudem schlechte Informationspolitik vor und sprach von »bewusster Irreführung«.

Für Kritik sorgte auch der Umstand, dass es einzelnen Nazis gelang, sich in die Menschenkette einzureihen und sogar mit Oberbürgermeisterin Helma Orosz für Fotos zu posieren. Wenn das nicht unterbunden werde, stellt sich laut Lang die Frage, ob die Aktion nicht ihren symbolische Gehalt einbüße. Generell will »Dresden nazifrei« Konsequenzen für 2015 ziehen, wenn der 70. Jahrestag der Zerstörung begangen wird. Bündnis und Bürgerschaft sollten sich stärker auch auf Aktionen der Nazis an den Vortagen vorbereiten: »Es reicht nicht, sich allein auf den 13. Februar zu konzentrieren.«

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