Ein Waschweib dankt ab

René Heilig über Friedrich und den Koalitionsalltagsmorast

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Entschuldigung. Es ist sicher ein Vorurteil, dass die, die von Berufs wegen am Zuber standen, besonders geschwätzig waren. Friedrich jedenfalls war es, gestern Abend hat man ihm das Waschbrett genommen. Weil er der SPD schon in Sondierungszeiten gesteckt hatte, dass gegen Edathy etwas im Busche ist? Nein, er wurde gegangen, weil er sich beim Kungeln erwischen ließ.

Der Rücktritt reicht nicht für regierungsoffizielle Reinlichkeit. Gerade ein Minister, der als Verfassungsminister für Recht und Gesetz zuständig ist, kann nicht gleichzeitig Gesetze missachten. Selbst dann nicht, wenn man ihm beste Absichten (im Regierungssinn) unterstellen kann. Seine Behauptung, er durfte die Information weitertragen, weil es ja noch nicht um einen strafrechtlichen Vorwurf ging, trägt nicht. Friedrich ist Doktor der Rechte und jeder Polizeischüler weiß bereits, wie er mit dem zu verfahren hat, das er in Akten liest. Doch Klüngel schaut nicht aufs Parteibuch, Klüngel agiert nach Nützlichkeit. Auch bei dem Teil, den die SPD für Schwarz-Rot abgeordnet hat. Bei der Gelegenheit sei angemerkt, dass auch BKA-Chef Ziercke endlich zusammenpacken sollte. Seine Amtsführung ist schon seit langem nicht mehr souverän.

Trotz Friedrichs Opfer, die Regierung steht nach wenigen Wochen bekleckert da. Ob das reicht, um den ersten Tag vom langen schwarz-roten Sterben zu prognostizieren? Kaum. Doch klar ist: Merkel verzeiht es keinem, schon gar nicht der SPD, wenn auf ihrer Bluse Flecken sichtbar werden.

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