nd-aktuell.de / 01.03.2014 / Brandenburg / Seite 13

Kleine Wohnungen sind Goldstaub

Laut IBB-Wohnungsmarktbericht steigen die Angebotsmieten in Berlin auf über acht Euro

Stephan Fischer
Die Mieten steigen und das Wohnungsangebot wird knapper. Neubau allein ist aber nicht die Lösung für dieses immer drängendere Problem, argumentieren Opposition und Mieterbund.

An steigende Mieten hat sich die Berliner Bevölkerung mittlerweile leidvoll gewöhnen müssen, auch daran dass die Steigerungen regelmäßig über denen des Einkommens liegen. Erschreckend sind die Zahlen trotzdem: Innerhalb nur eines Jahres stieg die durchschnittliche Angebotsmiete in der gesamten Stadt pro Quadratmeter auf 8,05 Euro. Gegenüber 2012 bedeutet dies einen Anstieg um 8,8 Prozent. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen stieg dagegen nur um 1,6 Prozent. Diese Zahlen gehen aus dem am Freitag veröffentlichten »Wohnungsmarktbericht 2013« hervor, den die Investitionsbank Berlin (IBB) gemeinsam mit dem Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller (SPD) vorstellte.

Vor allem kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern und solche in sogenannten einfachen Wohnlagen verteuerten sich am stärksten. Das wirkt sich verschärfend auf die Bestandsmieten aus. Anhaltender Zuzug, allein 2012 stieg die Einwohnerzahl um mehr als 40 000 Menschen an, sowie die steigende Zahl von Singlehaushalten sorgen für zunehmenden Druck vor allem in diesem Wohnungssegment. Mittlerweile bestehen mehr als die Hälfte aller Berliner Haushalte aus nur einer Person. Und auch der Neubau kommt nicht recht voran: 5417 Wohnungen wurden 2012 fertiggestellt. Auch wenn die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen im gleichen Jahr bei 9900 lag, »konnte die Bautätigkeit bislang nicht mit dem Nachfrageanstieg mithalten, das verfügbare Wohnungsangebot verringert sich kontinuierlich«, so Ulrich Kissing, Vorstandsvorsitzender der IBB. 10 000 neue Wohnungen müssten pro Jahr entstehen, um mit dem steigenden Bedarf Schritt zu halten. Und Neubau ist auch kein Allheilmittel, wenn vorwiegend hochpreisige Eigentumswohnungen entstehen. Darauf verweist auch Katrin Schmidberger, Grünen-Sprecherin für Mieten: »Zur Zeit beschränkt sich der stattfindende Neubau auf Eigentumswohnungen und das hochpreisige Segment.« Sie verweist außerdem darauf, dass sich die Zahl der Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen im Vergleich zu den Vorjahren fast verdoppelt hat: Dies betraf 2012 mehr als 7000 Wohnungen.

Auch Reiner Wild, Vorsitzender des Berliner Mietervereins (BMV) fordert weitere politische Schritte des Senats: »Auch wenn wir bei wachsender Bevölkerung neue Wohnungen benötigen, mittels Neubau ist die Knappheit offenbar nicht wirksam zu beeinflussen.« von den in 2012 bezugsfertig gewordenen Wohnungen in Neubauten ständen höchstens fünf Prozent für breite Schichten der Bevölkerung zur Verfügung, ergänzt Wild. »Die städtischen Wohnungsunternehmen müssen bei Wiedervermietung die Mietpreisbremse vorziehen und bei Haushalten, die WBS-berechtigt sind, eine Kappung der Bruttokaltmiete bei 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens vornehmen.«

Die LINKE fordert eine Stärkung der städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Katrin Lompscher, Sprecherin der Linksfraktion für Wohnen im Abgeordnetenhaus: »Wir schlagen eine jährliche Eigenkapitalzulage für die Gesellschaften von 100 Millionen Euro für Ankäufe und Modernisierung vor, sie wären damit wirtschaftlich gestärkt und könnten ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Neubauten in den letzten Jahren waren zu über 90 Prozent Eigentum.«