Bitcoin-Börse Mt.Gox ist insolvent

Krise um digitale Währung verschärft sich

  • Lesedauer: 2 Min.

Tokio. Die Digitalwährung Bitcoin stürzt tiefer in die Krise: Die einst größte Handelsplattform, Mt.Gox, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Mt.Gox habe Schulden von rund 6,5 Milliarden Yen (46,6 Millionen Euro), hieß es am Freitag auf einer Pressekonferenz in Tokio, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Bereits seit Anfang Februar kommen Nutzer nicht mehr an ihre dort gespeicherten Einlagen.

Mt.Gox-Chef Michael Karpeles räumte demnach auch ein, dass es Anfang Februar einen Online-Angriff von Unbekannten gegeben habe, bei dem möglicherweise auch Bitcoins verschwunden seien. Er entschuldigte sich bei den Nutzern.

Laut einem im Internet veröffentlichten Papier könnten mehr als 740 000 Bitcoins zum aktuellen Wert von über 300 Millionen Dollar fehlen. In einem Chat-Protokoll, das unter anderem »Fox Business« veröffentlichte, hatte Karpeles eingeräumt, dass das Dokument »mehr oder weniger« seriös sei.

Die Bitcoin-Börse hatte am Dienstag den Betrieb eingestellt. Unter der Web-Adresse www.mtgox.com erschien zwischenzeitlich nur eine leere weiße Seite. Dann veröffentlichte Karpeles dort einige Zeilen, in denen er Gerüchte über eine Flucht aus Japan dementierte und versprach, an einer Lösung zu arbeiten.

Die auch als »Hacker-Währung« bezeichneten Bitcoins gibt es seit 2009. Sie werden in komplizierten Rechenprozessen auf den Computern der Nutzer erzeugt, können aber auch im Internet mit etablierten Währungen wie Dollar oder Euro gekauft werden. Sie kommen vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz. Im vergangenen Jahr war der Kurs zeitweise über 1000 Dollar pro Bitcoin gestiegen. Zuletzt notierte der Kurs bei 570 Dollar. Die Schließung von Mt.Gox stürzte die Währung in eine Vertrauenskrise. Mehrere andere Betreiber von Bitcoin-Börsen distanzierten sich von Mt.Gox.

In Japan wurden bereits Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch von Mt.Gox eingeleitet. »Die Regierung wird falls nötig Maßnahmen ergreifen, sobald wir die Situation überprüft haben«, erklärte ein Regierungsvertreter am Mittwoch. Laut »Wall Street Journal« untersuchen auch US-Behörden den Fall. US-Bundesanwälte in New York sollen Dokumente von der Firma angefordert haben. dpa/nd

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