nd-aktuell.de / 03.03.2014 / Berlin / Seite 11

Zahl der Intensivtäter nimmt ab

Programme der Justiz zur Kriminalitätssenkung wirken

Jutta Schütz

Die Zahl junger Mehrfach-Straftäter in Berlin ist deutlich zurückgegangen. Führte die Staatsanwaltschaft Mitte 2013 noch 520 Intensivtäter, seien es derzeit 486, sagte Oberstaatsanwalt Rudolf Hausmann. Der 52-jährige leitet bei der Anklagebehörde in der Hauptstadt die Spezialabteilung für Intensivtäter. Diese begehen in einem Jahr mehr als zehn Straftaten. »Die Justiz reagiert schnell und konsequent, damit sich kriminelle Karrieren nicht weiter verfestigen«, sagte Hausmann. Derzeit seien 76 Prozent der Intensivtäter in Gewahrsam. Sie fielen nicht mehr wie noch vor Jahren mit großen Raubserien auf, sondern durch Wohnungseinbrüche, Körperverletzungen und Gewaltdelikte. Im zweiten Halbjahr 2013 seien gegen 258 Verdächtige in 177 Fällen Anklagen erhoben worden. Von den Intensivtätern sind laut Staatsanwaltschaft sieben weiblich, also weniger als zwei Prozent. Die 2003 gegründete Intensivtäter-Abteilung bündelt die Ermittlungen. Der zuständige Staatsanwalt kenne die Historie »seiner Täter« und könne gezielt und rasch die Fälle vor Gericht bringen, so Hausmann. Nach seiner Einschätzung sinkt durch den Rückgang der Gewaltkriminalität insgesamt auch der Anteil der Intensivtäter zwischen 14 und 24 Jahren. Derzeit werde in der Berliner Justiz diskutiert, wie das täterorientierte Konzept gestrafft werden könne. Berliner Intensivtäter haben laut Hausmann zu 80 Prozent einen Migrationshintergrund, davon stammt rund die Hälfte aus arabischstämmigen Familien. Auffällig seien öfter auch Brüder. »Ich sehe hier Hinweise auf eine unvollkommene Integration«, sagte der Oberstaatsanwalt. Bei einem Großteil der Familien mit ausländischen Wurzeln klappe es aber.

Um dramatische Fehlentwicklungen bei jungen Menschen zu verhindern, müsse die Gesellschaft zeitiger eingreifen, forderte Hausmann. Eltern sollten zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule schicken. Wo es archaische Familienstrukturen gebe und Konflikte mit Gewalt gelöst werden, fingen die Auffälligkeiten schon in frühester Kindheit an, sagte Hausmann. dpa