Manöverkritik

Klaus Joachim Herrmann über Russlands kalkuliertes Vorgehen in der Krise

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

150 000 russische Soldaten setzte Oberbefehlshaber Putin vorigen Mittwoch in Marsch. Bis Freitag sollen die wieder in den Kasernen sein. Auf ein Manöver folgt dessen Kritik und die Festlegung künftigen Vorgehens. Das muss gleichermaßen militärisch wie politisch gelten.

Denn das Manöver hatte mit der Krise um die Ukraine angeblich nichts zu tun. Aber in schwierigster Zeit demonstrierte es in ihrer unmittelbaren Nähe die Militärmacht des großen Nachbarn. Das dürfte jene ermutigt haben, die sich auf russischen Schutz verlassen. Andererseits wurden auch jene bestätigt, die sich von Moskauer Machtpolitik bedroht fühlen. Beide Wirkungen waren ganz sicher genau so beabsichtigt. Denn der Kremlchef handelt nüchtern kalkuliert, geschickt und schlau, ganz und gar nicht aber aus billiger Eitelkeit.

Wohl bedacht ist nämlich auch der Rückruf in die Kasernen. Der sorgt allgemein für Erleichterung. Die Versicherung Moskaus, es wolle im Nachbarland ja gar nicht eingreifen, wird scheinbar bestätigt - trotz »Selbstverteidigungskräften« unter russischer Trikolore auf der Krim. Schon erholen sich die Börsenkurse. Aus solchen Manövern sollte auch der Westen endlich lernen, seinen Widerpart sehr ernst zu nehmen und nicht erst zu verhandeln, wenn es - fast - schon zu spät ist.

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