Fremd in jeder Zeit

Zum Tode des bedeutenden Theaterregisseurs Fritz Marquardt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Er war ein Mensch, ganz bei sich. Also allein. Einsam nicht, denn er hatte seine Erfahrung, und nur ihr vertraute er. Er ließ sich nicht von Parolen verlocken, nicht von Moden verführen, nicht von fremden Pflichten verbrauchen. Ja, Intelligenz lässt sich prüfen: Kannst du allein sein, mit dem, was dich unverwechselbar macht? An Theaterstücken bewegte ihn deren Nähe zu seiner eigenen Biografie, nichts sonst. Diese Nähe konnte um Zentimeter verfehlt werden, und Fritz Marquardt blieb ungerührt - unfähig, unwillig für jede Tätigkeit, die zu wenig mit ihm zu tun hatte. Aber gab es diese Nähe, dann entstand formstarkes, dunkles, schmerzvolles, in Kargheit prunkendes, borstig-witziges Theater.

Nur etwas über dreißig Inszenierungen in dreißig Jahren. Viel Zeit für Abwarten und Abwägen, nie ein bloßes Abarbeiten. Er war kein Verkäufer, kein Anbieter, er inszenierte im Rhythmus, nicht im Takt. Er nahm sich die Zeit, die nie eine war, da...


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