Wenn Mutti früh zur Arbeit geht

Mehrheit sieht Frauen weiter klar benachteiligt

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Berlin. Seit dem 22. November 2005 wird die Bundesrepublik von einer Frau regiert. Angela Merkels Amtsantritt war damals auch als genderpolitisches Symbol verstanden worden. Mit einer Frau an der Spitze der Regierung müsse es doch bei der Gleichberechtigung schneller vorangehen. Doch viel ist in den Merkel-Jahren nicht passiert. »Wenn Mutti früh zur Arbeit geht«, zumal wenn es sich um das Kanzleramt handelt, so ließe sich das alte Kinderlied fortschreiben, heißt das nicht, dass die Benachteiligung von Frauen schneller schwindet.

Das sieht auch eine Mehrheit der Bundesbürger so. Dass Frauen in allen Bereichen den Männern »voll und ganz gleichgestellt« sind, glauben laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage nur 19 Prozent. Besonders häufig wurden dagegen Nachteile beim Lohn genannt; in Führungspositionen ist die Zahl der Frauen nicht bedeutend gestiegen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von vielen weiter als schlecht bezeichnet. Deutschland gehört zudem zu den EU-Spitzenreitern bei der Rentenkluft - Frauen bekommen hierzulande im Schnitt 44 Prozent weniger Rente als Männer. Dass heutzutage mehr Frauen berufstätig sind - inzwischen haben mehr als sieben von zehn Frauen einen Job -, ist nach Ansicht der Gewerkschaft IG Metall nur »ein Bluff«. Oft sei nämlich noch immer ein schlecht bezahlter Minijob der einzige Weg für Frauen, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Als Merkel vor achteinhalb Jahren das erste Mal ins Kanzleramt zur Arbeit ging, gab ihr der Koalitionsvertrag als Ziel auf, »das Prinzip gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit ... zu verwirklichen«. Damals bekamen Frauen im Schnitt 23 Prozent weniger Gehalt als Männer; heute sind es offiziellen Zahlen zufolge immer noch 22 Prozent. Im neuen Regierungspakt von Union und SPD heißt es jetzt: »Die Koalitionspartner sind sich einig, dass die bestehende Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen nicht zu akzeptieren ist.« Bleibt die Frage: Wann ändert sich wirklich was, »wenn Mutti früh zur Arbeit geht«? tos

Mehr zum Frauentag: Seiten 3, 7, 16, 24, 25

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