nd-aktuell.de / 10.03.2014 / Kultur / Seite 17

Schwer verdaulich

Jan Freitag

Sie ist wieder zurück, in ihrem Fach sogar, dem Fußball: Monica Lierhaus. Vorigen Mittwoch dufte sie gleich Jürgen Klinsmann treffen, ihr erstes Sky-Interview seit der schweren Krankheit. Das verlangt zwar Respekt, war aber inhaltlich bloß so uninspiriertes Abarbeiten unzusammenhängender Fragen, dass die Frage ist, ob Sky der therapeutisch-humanistische Ansatz am Ende wichtiger ist als Relevanz. Schwer zu glauben bei einem Sender, der Deutschlands edelster Giftspritze noch immer ein abendliches Asyl gewährt.

Doch damit ist Donnerstag Schluss. Dann leitet Harald Schmidt nach knapp 2000 Sendungen in 20 Jahren seine letzte Late-Night-Show. Ob das einen Verlust darstellt, wird sich erst zeigen, wenn er weg ist, aber vermissen werden wir ihn schon (mehr jedenfalls als Martin Wuttke und Simone Thomalla, die Sonntag wohl zum vorletzten Mal am Leipziger »Tatort« ermitteln). Allerdings eher wie Gunther Sachs, dem Arte Sonntag (21.50) ein schönes Porträt widmet: Auch der hat das Leben zwar nicht bedeutsam gemacht, aber wenigstens ein bisschen bunter.

Weder bedeutsam noch bunt, sondern überflüssig ist dagegen »Das Perfekte Dinner« auf Vox, wo ab Montag um sieben »100% Fleisch« verarbeitet wird, was in etwa so zeitgemäß ist wie der Kalte Krieg auf der Krim, dem die ARD Tag für Tag Brennpunkte verpasst. Den Scheißegal-Programmierern bei Vox sei da einfach mal 3sat am Freitag empfohlen, wo »Der Schweine-Baron« Adriaan Straathof vorgestellt wird. Für eingefleischte Fleischfans könnte es sehr erhellend sein, wie der Niederländer Flora und Fauna für seine Profite mit unserer Ernährungsignoranz ruiniert.

So viel Realität ist zwar ebenso schwer verdaulich wie der ARD-Mittwochsfilm »Keine Zeit für Träume« übers sperrige Thema ADS, aber notwendig und seriös. Und wer sich fröhlicher aufklären lassen will, kann ja morgen Abend die »ZDF-Anstalt« einschalten, wo Max Uthoff und Claus von Wagner beweisen werden, dass sie würdige Nachfolger des Scheibenwischers sind. Eine würdige Nachfolgerin von Miss Marple ist die Golden-Globe-Gewinnern Brenda Blethyn als Import-Ermittlerin »Vera«, kurz zuvor auf ZDFneo. Wundervoll jovial, herrlich britisch. Wundervoll verschroben, very american ist zeitgleich Kevin Spacey als kiffernder Psychiater »Shrink« bei RTL Nitro. Wundervoll blödsinnig und very german endet tags drauf der »Bachelor«, was eine schönere Nachricht wäre, hätte RTL nicht kolportiert, dass Dschungelkönigin Melanie ab Sommer als »Bachelorette« auf Sendung geht.

Das zeigt abermals, dass man in Köln außer Testosteron eigentlich nur noch eines im Blut hat: Benzin.Weshalb der Kommerzkanal am Wochenende wieder durchgängig Formel 1 überträgt. Aber damit niemand denkt, die Privaten liefern ausschließlich Deppen-TV, sei hier Oli Schulz empfohlen, der Samstag auf Pro7 wieder irgendwo aus der Box steigt und grandiosen Aberwitz erlebt. Bleibt noch der »Tipp der Woche« mit »Unternehmen Petticoat«, morgen um 0.50 Uhr in der ARD, dem ersten Antikriesgfilm zum Lachen.