nd-aktuell.de / 12.03.2014 / Kultur / Seite 50

Unbeirrt, trotz Anfeindungen

Theodor Michael berichtet über seine Erfahrungen als Afrodeutscher

Ulrich van der Heyden

In den letzten Jahren sind auf dem deutschen Büchermarkt einige Autobiografien von in Deutschland lebenden Afrikanern und Afrikanerinnen sowie Afrodeutschen erschienen. Eine begrüßenswerte Bereicherung, erlauben sie doch einen Blick auf die deutsche Gesellschaft, offenbaren, wie Bürger anderer Hautfarbe wahrgenommen wurden und werden.

Das Leben von Afrikanern oder Afrodeutschen in Deutschland bis zum Machtantritt der Nazis ist durch Postcolonial Studies recht gut erforscht und dokumentiert. Weniger hingegen deren Erfahrungen im »Dritten Reich« sowie in den zwei deutschen Staaten. Allein schon aus diesem Grund ist es verdienstvoll, dass nun die Lebenserinnerungen von Theodor Michael vorliegen.

Geboren 1925 als Sohn eines Kameruners und einer Deutschen durfte er während der Nazidiktatur als sogenannter Mischling nicht das Gymnasium besuchen und war auch in der Berufswahl eingeschränkt. Er schlug sich als Page, Portier und Komparse durch. Erschütternd und berührend die Schilderungen, wie es Michael und seiner Familie gelang, diese Zeit trotz Rassengesetze und alltäglichen Rassismus zu überstehen. Er berichtet über die kolonialen Träume der Nazis, die eine Zeit lang Afrodeutsche schonten, um sie für den Dienst in der angestrebten deutschen Großkolonie »Mittelafrika« zu rekrutieren. Michael erhielt wie andere Afrodeutsche in rassistischen Kinostreifen wie »Kongo-Express« und »Carl Peters« eine Statistenrolle. Als Hitlers koloniale Pläne nach der Schlacht um Stalingrad endgültig ad acta gelegt werden mussten, gab es keine Verwendung mehr für Afrodeutsche. Michael wurde 1943 in einem Arbeitslager interniert.

Nach der Befreiung vom Faschismus wurde Michael der Kollaboration bezichtigt - weil er überlebt hatte. Er ließ sich nicht beirren, gründete eine Familie und arbeitete als Journalist. Schließlich warb ihn der BND an. Michael ging als Regierungsdirektor in Pension. Seitdem engagiert er sich für die Afrodeutsche Community. Ohne diese hätte er sich vielleicht nicht entschlossen, seine Lebenserfahrungen zu Papier zu bringen.

Theodor Michael: Deutsch sein und schwarz dazu[1]. Erinnerungen eines Afro-Deutschen. Deutscher Taschenbuch Verlag. 199 S., br., 14,90 €.

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