nd-aktuell.de / 14.03.2014 / Berlin / Seite 9

Zahlreiche Baustellen an der Charité

Ermittlungen und positiver Jahresabschluss in Gefahr

Das sind so Tage, an denen sich Charité-Chef Karl Max Einhäupl vermutlich nach guten Neuigkeiten für sein Haus nur so sehnt. Eine davon heißt: Die ARD plant mit »Charité« erstmals eine historische Krankenhaus-Serie, die im Klinikum spiel. Anderes dürfte Einhäupl weniger erfreuen: Seit einer Woche steht der Vorwurf gegen die Charité im Raum, Drittmittelgelder in Höhe von rund 40 Millionen Euro undurchsichtig verbucht zu haben. Wirtschaftsprüfer hatten den Jahresabschluss deshalb moniert. Jetzt ermittelt sogar die Berliner Staatsanwaltschaft.

Der erste Eindruck, der dabei in der Öffentlichkeit ankommen dürfte: Das Klinikum von Weltruf, das seit Jahren mit einem strikten Sparkurs gegen seine Finanznöte ankämpft, im großen Stil Personal abbaut und Serviceleistungen an Subunternehmen auslagert - ist es also gar nicht so arm? Just für Montag droht auch noch ein Warnstreik, weil Pflegekräfte akuten Personalmangel beklagen.

Doch tatsächlich ist alles vielschichtiger. Denn die Praxis, die sogenannten Overheadpauschalen anzusparen, ist an Deutschlands Unikliniken üblich - und völlig legitim. Drittmittelgeber wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geben diese Pauschalen in Höhe von 20 Prozent der Fördersumme - und zwar nicht zweckgebunden, sondern für die Fakultät frei für Forschungszwecke einsetzbar. »Von schwarzen Kassen kann keine Rede sein«, betonte Einhäupl am Mittwoch und wehrte sich gegen entsprechende Vorwürfe in den Medien. Vor den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist ihm deshalb wenig Bange: Es gehe nicht um die Verwendung der Gelder, sondern um das Buchungsverfahren und die Charité werde im vollem Ausmaß kooperieren. Die seit mindestens 2008 angesparten Gelder waren demnach als »Verbindlichkeiten« bilanziert worden und im Haushalt als Nullsumme aufgetaucht. Allerdings soll nun eine Aufstellung der geplanten Verwendungszwecke folgen. Fakultätschefin Annette Grüters-Kieslich schrieb deshalb an den Aufsichtsrat und gelobte Besserung. Für eine sachfremde Verwendung gibt es laut Einhäupl aber auch keine Hinweise. dpa/nd