nd-aktuell.de / 14.03.2014 / Sport / Seite 19

Die Grenzen des »Mia san Mia«

Mit Uli Hoeneß wird auch der FC Bayern München abgestraft, meint Alexander Ludewig

Alexander Ludewig

»Wir werden das Urteil mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen«, sagte Anwalt Hanns Feigen nach der Verurteilung seines Mandanten Uli Hoeneß am Donnerstag zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung. Angriff ist und bleibt eben die beste Verteidigung. Und es ging in dem Prozess trotz aller gesellschaftspolitischer Bedeutung ja auch um Fußball. Denn das Urteil des Landgerichts München II ist auch eines über den FC Bayern als Verein - dem Strafmaß folgend eines gegen ihn.

Den Schaden hat natürlich Uli Hoeneß mit der Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro verursacht. Und er verpasste es auch spätestens im Zuge seiner Selbstanzeige im Januar 2013 mit einem freiwilligen Rücktritt als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender ihn von seinem Klub fernzuhalten.

Während die Münchner Fußballer mit einer atemraubenden Offensive begeistern und von Rekord zu Rekord eilen, stellte sich der Verein im Fall Hoeneß mit einer feigen Defensive ins Abseits. Zurecht kann ihm nun vorgeworfen werden, von einem - der fairnesshalber erstinstanzlich - verurteilen Straftäter geführt zu werden. Stets betonte der Klub, das Urteil abwarten zu wollen. Dabei lag mit der Selbstanzeige schon das Eingeständnis einer Straftat vor. Noch dreister als die Hoffnung auf Strafbefreiung für Hoeneß war der Verweis des Aufsichtsrates auf die Rechtsstaatlichkeit: »Das Gesetz kenne für Mitglieder des Aufsichtsrats kein Amtsverbot wegen einer strafrechtlichen Verurteilung.«

Das Urteil über den Klub bleibt allein ein moralisches. Das ist jedoch angesichts der Vorbildwirkung des Sports im Allgemeinen und des FC Bayern im Speziellen fatal genug. Die Strahl- und Anziehungskraft des Münchner Klubs ist ob seiner Erfolge immens, vor allem auf Kinder und Jugendliche. Und das sind unfassbar mehr als die 170 eigenen Nachwuchsfußballer.

Gewinnermentalität, Siegessicherheit - das »Mia san Mia«, uns kann keiner was - hat den FC Bayern München zu einem der weltweit erfolgreichsten Fußballvereine gemacht. Im Rechtsstaat fand die Selbstherrlichkeit nun ihre Grenzen.