nd-aktuell.de / 17.03.2014 / Sport / Seite 18

Die Liga macht einen Knicks

Alexander Ludewig gönnt Hoeneß eine Meisterfeier in Freiheit

Die spieltagseinleitenden Worte in der Bundesliga sprachen die beiden Verbandschefs. »Die großen Verdienste von Uli Hoeneß für den gesamten deutschen Fußball bleiben unabhängig von diesem Prozess bestehen«, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Wolfgang Niersbach. Fast gleichlautend meldete sich Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga zu Wort: »Die Verdienste von Uli Hoeneß um den deutschen Fußball bleiben trotz seines Fehlverhaltens unberührt.«

Die Profis, allen voran die Dortmunder, hatten verstanden und machten einen höflichen Knicks. Gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach verloren die BVB-Fußballer ihr erstes Heimspiel seit Dezember. Beim 2:1 feierten die Gladbacher ihre ersten drei Punkte nach zuvor neun sieglosen Spielen. Mit dem gleichen Resultat gewann der FC Bayern gegen Leverkusen. Das hat zur Folge: Mit zwei weiteren Siegen können die Münchner in acht Tagen, am 27. Spieltag, Meister werden - so früh wie kein Team zuvor. Und früh genug, dass Uli Hoeneß den Titel noch in Freiheit feiern könnte.

Das sei Uli Hoeneß gegönnt. Denn beide Verbandspräsidenten haben Recht. Gleiches gilt für den FC Bayern, Hoeneß’ Lebenswerk. Niemand kommt auf die Idee, seine Verdienste beim Rekordmeister in Zweifel zu ziehen. Dass der Verein diese in den vergangenen 15 Monaten aber als Argument vorschob, um eine zumindest moralisch notwendige Trennung nach Hoeneß’ Selbstanzeige zu vollziehen, ist so schwach und blamabel wie das Münchner Starensemble nie spielen könnte.

Aber in Bayern ticken die Uhren eben anders. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, forderte nach Hoeneß’ Rücktritt und Verzicht auf Revision: »Das waren Schritte, die nicht nur den Respekt des Klubs verdienen, sondern aller Fußballfans. Er hat damit sehr verantwortlich gehandelt.« Die sportliche Überlegenheit der Münchner sollte man neidlos anerkennen. Einen Anspruch auf Meinungsführung hat der FC Bayern dadurch nicht. Für den Fall seines verurteilten Präsidenten gilt das erst recht.