nd-aktuell.de / 18.03.2014 / Kultur / Seite 15

SZ kippt »Russland heute«

Krim-Krise

Der Konflikt zwischen dem Westen und Russland wegen der Krim wirkt sich zunehmend auch auf die hiesigen Medien aus. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) die Verlagsbeilage »Russland heute« gestoppt. Bis auf Weiteres werde die monatlich erscheinende Zeitung nicht mehr der SZ beigelegt, teilte die Verlagsleitung mit. »Russland heute« ist ein Ableger der russischen Regierungszeitung »Rossijskaja Gaseta« und liegt seit einigen Jahren weltweit einer ganzen Reihe von Zeitungen bei, so der spanischen »El Pais«, dem »Le Figaro« (Frankreich) und der »Washington Post« (USA).

Gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »taz« begründete der stellvertretende SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach die Entscheidung u.a. damit, dass man angesichts der Krim-Krise befürchte, dass über »Russland heute« eine »parteiische Sichtweise« in die SZ hineingetragen werde. Der SZ lag die Zeitung seit 2010 bei. Offiziell ist sie ein Verlagsprodukt, das wie eine Anzeige bezahlt wird und damit redaktionell vom Rest der SZ getrennt ist.

Die Entscheidung der SZ, die Beilage zu kippen, hat allerdings ein Vorspiel. Mitte vergangener Woche hatte »Zeit-Online« die Zusammenarbeit mit dem freien Autor Moritz Gathmann aufgekündigt. Der Autor hatte erst seit einigen Monaten Texte über die Krise in der Ukraine für »Zeit-Online« geschrieben. Nachdem publik wurde, dass Gathmann auch für »Russland heute« arbeitet, kündigte der Chefredakteur von »Zeit-Online«, Jochen Wegner, an, Gathmann keine weiteren Aufträge mehr zu erteilen. Begründet wurde dies mit einem Verstoß gegen die ethischen Regeln des Verlags. Wer als Mitarbeiter oder Autor für PR-Produkte schreibt, ist für das betreffende Thema bzw. ähnliche Themen im redaktionellen Teil von »Zeit« und »Zeit-Online« auf zwei Jahre gesperrt. Der Medienblogger Stefan Niggemeier warf Wegner daraufhin schlechten Stil im Umgang mit dem Autor vor. Die SZ hätte durchaus einen Entscheidungsspielraum gehabt, zumal Gathmann mittlerweile von sich aus die Arbeit für »Russland heute« beendet habe. jam (mit Agenturen)